Großer Gott, wir haben nun wieder einen Tag zurückgelegt, an welchem wir bei dem Genuß vieler Wohlthaten, die Du uns erzeigt hast, und wofür wir Dir herzlich danken, auch die Mühseligkeit des irdischen Lebens erfahren haben. Vergib uns alle Unzufriedenheit und Ungeduld, die sich dabei in uns geregt hat, und beruhige unsere Herzen an diesem Abend durch die Erkenntniß Deiner Liebe und Treue und durch Deinen Frieden, welcher höher als alle Vernunft ist. Ist es Dein unbeweglicher Rathschluß, daß alle Deine Kinder durch viel Trübsal in Dein Reich eingehen müssen, so wissen wir doch, daß Dein lieber Sohn diesen Weg auch gegangen ist, und daß ohne Trübsal keine Geduld und keine Bewährung bei uns statt hätte, und daß das Verlangen nach der ewigen Ruhe und die Hoffnung derselben nur unter dem Leiden vermehrt werde. Wir wissen auch, daß Du uns ein Vaterland bereitet hast, wo kein Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr sein wird, und wo der Tod nicht mehr sein, und alles Alte vergangen, dagegen aber Alles neu sein wird. Zu diesem Vaterland leite und bereite uns durch Deinen Geist, und mache uns so gesinnt, wie diejenigen sein sollen, welche Gäste und Fremdlinge auf Erden, und Bürger im Himmel sind. Vermehre unsern Eckel an der Thorheit und Bosheit, die auf Erden im Schwang geht, richte unser Verlangen himmelwärts, und schenke uns auch je und je einen Vorschmack des himmlischen Freudenlebens zu unserer Erquickung. Wir sind auf dem Weg zu Dir, HErr Jesu, wir kommen zu Dir. Hilf uns unsere Wallfahrt vollends wohl zurückzulegen. Hilf uns in unserem letzten Stündlein, und erlöse uns in demselben von allem Uebel. Leite uns nach Deinem Rath, und nimm uns endlich mit Ehren an. Walte nun auch mit Deinem gnädigen Schutz über unsere Nachtruhe, bewahre uns bei derselben vor allem Unfall, und laß uns morgen gestärkt an Seele und Leib wieder aufstehen. Amen.
HErr Jesu, stärke die Geduld,
Und tröste uns durch Deine Huld.
Du gingst voran, wir folgen nach
Zur Freude durch das Ungemach.
Amen.