Magnus Friedrich Roos – Selbstprüfung vor dem Genuß des heiligen Abendmahls.

Heiliger und barmherziger Gott, der Du in Deinem Wort befohlen hast, daß ich vor dem Genuß des heiligen Abendmahls mich selber prüfen soll, und weißest, daß ich selber dazu nicht tüchtig bin: laß Dein Licht in meiner Seele aufgehen und leuchten, damit ich in demselben mich selber recht erkennen möge. Du hast in Deinem Worte gesagt, die Hoffnung der Gottlosen werde verloren sein. Bewahre mich vor diesem schrecklichen Unglück, und zeige mir in der Gnadenzeit, wo es mir fehle, damit ich durch Deine Gnade noch werden könne, was ich nicht bin, und erlangen könne, was ich noch nicht habe. Du hast gesagt, HErr Jesu: welche Ich lieb habe, die strafe und züchtige Ich. Diese Barmherzigkeit und Liebe erweise auch an mir, und verhilf mir durch Deine Bestrafung und Züchtigung, welche immer gerecht und mit Tröstungen gemildert ist, zur heilsamen Erkenntniß meiner Sünden, zur Reue über dieselben, und zur göttlichen Traurigkeit, wodurch ich zu einem wahren Gnadenstand und ewigen Heil zubereitet werde. Ich weiß, daß ich in meiner Lebenszeit oft und gröblich gesündiget habe, und daß noch viele böse Lüste und sündliche Neigungen in mir sind: stelle mir aber alles dieses sündliche Wesen als abscheulich, schädlich und verdammlich vor die Augen, damit ich mich tief vor Dir demüthigen, und das Böse, das ich geliebt habe, hinfort hassen könne. Du bist, HErr Jesu, ein Fluch geworden, um mich von dem Fluch des Gesetzes zu erlösen, und mir zu einem ewigen Segen zu verhelfen. Lehre mich also erkennen, wie ich für mich selbst ein fluchwürdiger Sünder sei, segne mich aber auch mit dem Segen, den Du mir erworben hast, durch Vergebung meiner Sünden, durch die Gabe des Heiligen Geistes und durch Mittheilung des himmlischen Erbes. Lasse meine Andacht, mein Verlangen nach Deiner Gnade, meinen Vorsatz, mich zu bessern, nicht wieder vergehen, sondern etwas Bleibendes und Festes werden; ja laß mich bis an mein Ende unter der Leitung und Bearbeitung Deines guten Geistes stehen, damit ich auf diese Weise das Ziel der himmlischen Herrlichkeit erreiche. In der Beichte bekenne ich Dir, o himmlischer Vater, daß ich leider schwer und mannigfaltig gesündiget habe, weiß aber, daß Du mehr Sünden, die ich begangen habe, weißest als ich selber, und daß Dir mein verdorbener Seelenzustand besser bekannt sei als mir selber. Erzeige mir aber Deine Gnade, welche die größte Sündenschuld überwiegt, und den tiefsten Seelenschaden ausheilt. Vergib mir auch die mir verborgenen Sünden. Decke mir auch diese in der künftigen Zeit nach und nach auf, und erneuere meine Seele zu Deinem Bilde, ohne welche sie ein Scheusal vor Deinen Augen bliebe. Versetze mich von der Finsterniß in’s Licht, und mache mich tüchtig, im Licht, in der Liebe und in der Wahrheit zu wandeln, damit ich tüchtig werde, dereinst in das helle Licht der himmlischen Herrlichkeit versetzt zu werden, und da Dich wahrhaftig und ohne Sünde und Ende zu liebe, aber auch Deine Liebe ohne Aufhören zu genießen. Bereite mich nun auch zu dem würdigen Genuß Deines heiligen Abendmahls, damit ich dabei keine Sündenschuld auf mich lade, sondern von Deinem heiligen Leib und Blut eine heilsame Kraft in meiner Seele erfahre. Amen.