Friedrich Arndt – Abendgebet am Mittwoch

Gott Vater, mein Erretter, ich will Dir abermal ein Freudenopfer thun und Deinem Namen danken, daß er so tröstlich ist. Du rettest mich aus aller meiner Noth. Je mehr ich Tage hinter mich lege, je mehr erfahre ich Deine Treue, je mehr genieße ich Deine Liebe, je mehr schmecke ich Deine Freundlichkeit, je näher komme ich aber auch dem Tag, der allen meinen Tagen ein Ende macht. Ach, daß ich doch jeden, und also auch den heutigen Tag so zugebracht hätte, daß Deine Liebe nicht wäre beleidigt, Deine Gerechtigkeit nicht gereizt, mein Gewissen nicht beschwert, meine Strafe nicht gehäuft worden. Ach, ich erkenne die Finsterniß meines Herzens bei diesem dunkeln Abend. Wo soll ich hingehen vor Deinem Angesicht? Sollte mich nicht Dein Fluch treffen, daß meine Leuchte verlösche mitten in der Finsterniß? Ach, mein Gott, züchtige mich nicht nach Deiner Gerechtigkeit! Verwandle Deinen Richterstuhl in einen Gnadenstuhl! Laß meine Sünde wohl ferne von mir sein, Du aber sei nicht ferne von mir; vergieb und vergiß meine Schuld, gedenke aber an Deine Huld, und sei auch in der zukünftigen Nacht mein Gott, der sich über mich erbarmet!

Gott Sohn, mein Fürsprecher, tilge aus die Handschrift, die wider mich ist! Du Baum des Lebens mitten im Paradiese Gottes, laß mich heute unter Deinem Schatten ruhen! Ich suche auch des Nachts Dich, den meine Seele liebet. Ruhe bei mir, so schlafe ich selig. Wo ja meine Feinde nicht ruhen, so widerstehe ihnen mit Deinem Arme. Läge ich mitten unter den Löwen, so laß mich auch mitten unter den Engeln liegen, die ihren Rachen zuhalten; bin ich wie ein Mensch, der mitten im Meer schläft, so gieb mir dennoch eine Stille in meinem Herzen, daß meine Seele nicht unruhig sein dürfe. Verbirg mich heimlich in Deinem Gezelt, welches die Losung hat: die Liebe ist sein Panier über mir!

Gott, heiliger Geist, mein Redner, laß mich den Feierabend mit feurigem Gebete machen! bin ich heute kaltsinnig gewesen in meinem Christenthum, so entzünde Deine brünstige Liebe in mir, und laß das Fünklein meines Glaubens nicht in Asche ersticken. Habe ich gewandelt nach dem Fleische, so erneuere mich im Geist. Lege ich meine Kleider ab, so ziehe mir Jesum Christum an. Schließe ich meine Augen zu, so erwecke Du mein Gewissen. Seufze ich in der Nacht, so schreie Du selbst das Abba für mich. Rede ich mit meinem Herzen auf meinem Lager, so laß den Inhalt meines Gesprächs nichts als meinen Jesum sein. Will mich eine Furcht ankommen, so halte mir vor, daß ich nicht einen knechtischen, sondern einen kindlichen Geist empfangen habe, und mich also nicht fürchten dürfe.

Heilige Dreieinigkeit, auf Deine Gnade lege ich mich, hinter Deine Allmacht verberge ich mich. Verriegle mein Haus, versiegle mein Herz mit Deinem Schutze! Sei bei uns zur Rechten und zur Linken; sei meiner Freunde Freund, meiner Feinde Vergeber; erquicke alle Mühselige und Beladene. Gieb uns auf eine ruhige Nacht einen fröhlichen Morgen, bis endlich kein Mittwoch mehr sein wird, und wir Alle dort versammelt werden, wo das Lamm mitten auf dem Stuhl uns weiden wird. Dir sei Ehre in Zeit und Ewigkeit. Amen.

So bin ich nun in Gottes Hand,
Die alles Grauen hat verbannt.
Ich fürchte weder Noth noch Tod,
Denn wo ich bin, da ist mein Gott.

Mit Jesu will ich schlafen gehen,
Mit Jesu wieder auferstehn.

Dank und Ruhm sei Dir bereit’t,
O Du Herr der Herrlichkeit,
Daß ich wieder einen Tag
Fröhlich hinterlegen mag.