Gebet weltlicher Obrigkeit

Lieber Gott, dieses Leben ist dermaßen gestaltet, daß man darin nicht stille stehen noch müßig gehen, sondern einhergehen und allezeit etwas zu thun vorhaben soll, es sei im Haus- oder Weltregiment, darum verleihe Gnade, daß wir dasselbe weislich verrichten, das ist in Demuth und in deiner Furcht, und stets betrachten, daß wir unter deinem Zorn sind um unsrer Sünden willen, daß wir nicht unter der Menschen Unflath seien, die weder ihr Leben noch ihren Tod weder recht kennen noch achten, sondern nur den Bauch füllen und nach Ehre und Gewalt trachten; diese gehen daher in höchster Verachtung des zornigen Gottes, fragen weder nach Gnade noch nach Zorn, und leben also in der allergrößten Thorheit und Unverstand. Darum erhalte uns in dieser Weisheit, das ist in deiner Furcht, denn Gottesfurcht ist ein Anfang der Weisheit, ja die höchste Weisheit ist, deinen Zorn vor Augen haben und darnach leben und alles thun in Demuth.