Ludwig Hofacker – Abendgebet am Karfreitag.

Heiliger und gerechter Gott! ich habe keine Ursache viel zu lachen und fröhlich zu sein nach der Weise dieser Welt, wohl aber nach dem Wort deines lieben Sohnes leid zu tragen. Wie tief soll das mich kränken, dass ich dich, die lebendige Quelle verlassen und im Dienst der Sünde mein himmlisches Erbteil so lange verachtet, und mir den Zorn gehäuft habe auf den Tag des Zorns. Noch habe ich ein Gefallen an der Sünde! bis auf diesen Tag ist mein Herz noch hart und ungläubig, meine Lippen unrein, mein Treiben und Wandeln ungöttlich, ungeistlich, weltförmig. Was soll ich sagen vor dir, der du für mich Elenden deinen eingebornen Sohn in den Tod gegeben hast, und nun bei mir umsonst nach Früchten eines dankbaren Glaubens und eines kindlichen Gehorsams fragst! HErr erbarme dich über mich und vergib mir! Wirke in mir wahre Neue, wahre Sündenerkenntnis, die mich ewig nicht gereut, damit ich nicht in meinem trägen Sinn bis in den Tod hinein schlafe und träume! Wecke mich auf, HErr, und erleuchte mich und rufe mir zu: mache dich auf, werde licht, denn dein Heil, die Sonne der Gerechtigkeit geht auf über dir! Ich bin ja erlöst; ich bin berufen zu deiner seligen Gemeinschaft durch Jesum Christum ach, so lass sein teures Verdienst, seinen Gnadenruf, seine Geduld nicht vergeblich an mir sein! Viel besser nicht geboren, als ewig verloren! viel besser nie geboren, als Jesum verloren! – HErr Jesu Christe! wie der Aussätzige falle ich vor dir nieder und rufe dich an: HErr, so du willst, kannst du mich folgsam und gläubig machen! Ja, tue es! blicke mich an und richte meine Augen auf dich und lass mich wissen, dass ich dein sei, dass du auch mich erkauft hast. Ich gehe nun zur Ruhe, o Herr! segne mich und behüte mich! aber lass mich nicht mehr ruhen, bis ich dich gefunden habe, bis ich auf ewig dein bin! Also geschehe mir um deiner Erbarmung willen. Amen!