Herr, mein Gott, aller wahren Güter Fülle! wer bin ich, daß ich zu dir zu reden mich unterfange? Dein ärmster Knecht bin ich, ein Wurm und kein Mensch, weit ärmer und verwerflicher, als ich es weiß und zu bekennen wage. Dennoch, o Herr, gedenke, daß ich nichts bin, nichts habe, nichts vermag, und du allein gut bist, gerecht und heilig, allmächtig und Alles erfüllest. Nur den Sünder lässest du leer, nur zu dem Sünder gehest du nicht ein. So gedenke doch deiner Barmherzigkeit und erfülle mein Herz mit deiner Gnade, der du alle deine Werke nicht unerfüllt lassen willst. Wie kann ich mich ertragen in diesem elenden Leben, wenn deine Barmherzigkeit und Gnade mich nicht stärkt? Wende dein Angesicht nicht von mir, verzeuch nicht, dein Geschöpf heimzusuchen, nimm deinen Trost nicht von mir, daß meine Seele nicht vor dir sei wie ein dürres Land! Herr, lehre mich deinen Willen thun; lehre mich würdig und demüthig vor dir wandeln; denn du bist meine Weisheit, der du mich nach der Wahrheit kennst, und mich erkannt hast, ehe denn die Welt war und ehe ich das Licht des Lebens schaute.
Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses