Ludwig Hofacker – Gebet am Reformationsfest.

O HErr, Gott! Wir hätten es wohlverdient, dass du um unserer Lauigkeit und Bosheit willen unsern Leuchter längst von seiner Stätte gestoßen, und die Beilage deiner evangelischen Wahrheit von uns genommen hättest: aber, treuer Heiland, du hast uns dein Evangelium bis jetzt erhalten, so unwert wir desselben waren; wir können dir nicht so dafür danken, wie wir sollten; deswegen danken wir dir in Schwachheit und bitten dich demütig, du wollest uns fernerhin bewahren und erhalten. Mache doch uns Alle, die wir uns heute in deinem Haus versammeln, alle unsere Mitbrüder und die ganze Christenheit recht aufmerksam auf die gegenwärtige große Zeit der Heimsuchung: dein Odem weht ja unter Christen, Juden, Türken und Heiden. Gib, dass wir aufwachen, und nicht dem ewigen Tod entgegengehen, damit wir nicht zu spät kommen, wenn der Bräutigam naht, und in dem Hochzeithaus die Türen zugeschlossen werden! Lass keinen unter uns heute aus unsrer Versammlung gehen, der nicht mächtig von der Wahrheit ergriffen wäre, dass, so wir nicht Buße tun und uns bekehren, du deinen Zorn entbrennen lässt, der hinunterbrennt bis in die unterste Hölle. HErr, erbarme dich über uns. Amen!

Ludwig Hofacker – Gebet am Schluss des Jahres.

Gelobt seist du Herr Jesu, dass du auch in diesem Jahr mich mit Geduld getragen, mein Leben erhalten und mich mit Wohltaten an Leib und Seele überhäuft hast. Du gabst mir Speise und Trank, obwohl ich als ein Sünder kein Recht habe auch nur an einen Bissen Brot. Du erhieltest mir meine Gesundheit, meine Glieder und Sinne, und hast die Last dieses Tages mir erträglich gemacht, hast deine Hand über mir gehalten, ich mochte es merken oder nicht, und nun komme ich zu dir und lege meine Seele zu deinen Füßen. Ich danke dir, O HErr, denn du bist freundlich und deine Güte währt ewig. Aber ich elender Mensch gedenke auch diesen Abend mit Wehmut an meine Sünden, an meine Torheit, Eitelkeit, Eigenliebe und Lauheit in der Liebe zu dir und unserm Nächsten. Wie viel habe ich unterlassen Gutes zu reden, zu denken und zu tun! wie viel unnütze und faule Worte sind über meine Lippen gegangen, und doch muss ich für jedes derselben einst Rechenschaft geben vor dir! Wie oft habe ich deiner vergessen, vielleicht gar nie ernstlich an dich gedacht! Ich war oft zerstreut, war träge, und hielt nicht an mit Gebet und Wachsamkeit über mein Herz, meine Zunge und Augen. Ich kanns nicht zählen, wie oft ich dich betrübt, meinen Nächsten beleidigt und Leib und Seele mit eigenen und fremden Sünden, daran ich vielleicht teilgenommen, befleckt habe. Auch ich bin ein unnützer ungetreuer Knecht, noch nicht weise zur Seligkeit, noch kein Mensch nach deinem Herzen, noch nicht tüchtig zu deinem ewigen Reiche. – Nun, wie soll ich dir, meinem allerhöchsten HErrn Rechenschaft für dieses Jahr geben? wie? wenn es mein letztes Jahr gewesen wäre? wie? wenn du diese Nacht zu mir sprächst: tue Rechnung von deinem Haushalt? wenn du dann mit mir handeln wolltest nach Verdienst? Ach, dann wäre ich ein Kind des Todes und der Hölle, wenn du nicht selbst, o Jesu, mein Mittler und Bürge sein wolltest. Wenn dein Blut nicht für mich Sünder redete, wo sollt ich Ärmster unter den Elenden mich dann hinwenden? Vergib mir also alle meine Übertretungen und Mängel, und vergib mir auch meine verborgenen Fehler. Lass keine unvergebene Sünde und keine unbereute Lust in meinem Herzen liegen um des Fluchs willen, den du für mich getragen, und um der Wunden willen, die dir für meine Sünden sind geschlagen worden. O HErr, drücke mirs doch an diesem letzten Abend tief in meinen Sinn, wie viel es dich gekostet, dass ich erlöst bin, erlöst vom eitlen Wandel nach väterlicher Weise, erlöst von aller Herrschaft der Sünde, des Teufels, des Todes und der Hölle, und gib, dass ich das große Recht, ein Kind Gottes in dir zu werden, nicht verachte und nicht in eine kurze Sündenlust verkaufe. O großer HErr! reiß alles aus, was mich von dir scheidet, und hilf mir trachten nach dem, was droben ist, wo du sitzt, zur rechten Hand Gottes! Ich gehe nun zu Bette unter deinem Segen; lass mich ruhen im Frieden und wecke mich frühe mit deiner Gnade, damit mein Herz bei dir sei, wenn ich erwache. Gib, dass das neue Jahr ein Jahr des Segens und des Lichtes werde, dass ich es mit dir anfange, fortsetze und vollende. Ja HErr, erbarme dich meiner und meiner Mitbrüder und Mitschwestern, sie seien nah oder fern. Deine Gnade sei mit uns. Amen.

Gib mir in meiner Pilgrimschaft, So oft ich müde bin, Beständig neue Glaubenskraft Bis an die Heimat hin!

Geleite mich auf meinem Pfad Durch dein Verheißungswort, So geht mein Glaube ganz gerad Zum Vaterlande fort.

Zieh mir einst nach vollbrachtem Streit Mein Kleid mit Ehren aus Und sei mein Gott in Ewigkeit Und bau mir dort ein Haus. Amen!

Hofacker, Ludwig – Danksagung eines Kindes Gottes für die freie Gnade.

Aber verstoße mich nun nicht, da ich jetzt als ein verlornes Schaf wieder zu dir, dem treuen Hirten komme, der seine verirrten Schafe sucht und annimmt. Ach, bekehre du mich selbst HErr Jesu, damit ich recht bekehrt werde; wecke mich noch heute recht auf und erweiche mich; lass mich ja nicht mit bloßen Rührungen und natürlichen Tränen zufrieden sein und erlöse mich von meiner Heuchelei und Eigengerechtigkeit, die mich verblendet hat. Ach HErr, mache mich zu einer ganz neuen Kreatur, errette meine Seele um deines Todes willen. Schenke mir um deines vergossenen Blutes willen den Trost der Vergebung aller meiner erkannten und unerkannten Sünden und gib mir den neuen gewissen Geist, dass ich sei dein Eigentum und dein begnadigtes Kind. Ach, lass mich nimmermehr untreu werden, sondern bewahre mich durch deines Geistes Zucht und Leitung im Glauben, in der Liebe, in der Gottseligkeit zum ewigen Leben. Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünden der Welt, gib mir deinen Frieden. Amen!

Hofacker, Ludwig – Danksagung eines Kindes Gottes für die freie Gnade.

Ach HErr Jesus Christus! Du großer Hohepriester deiner Gemeinde! Der du dich in den Tod gegeben hast, um deine Schafe zu erretten, ich danke dir für deine freie Gnade. Öffne doch mir und allen Sündern das Herz, damit wir dich und deine Gnade ganz an- und aufnehmen und dir leben! Durch deine heiligen Wunden, durch deinen blutigen Schweiß, durch deinen Tod und deine Auferstehung, durch deine Himmelfahrt hast du eine ewige Erlösung gestiftet für alles Volk! Habe Dank dafür! Ich danke dir, dass du schon so viele, auch mich zur Erkenntnis deiner freien Gnade geführt hast. Ach HErr Jesu! führe noch mehrere eben dahin und treibe aus allen den hochmütigen Pharisäer völlig aus, damit wir einst unter denen sein mögen, die dir, dem geschlachteten Lamme ewiglich Lob und Ehre bringen, damit wir dir Alles, ja uns selber weihen! Ja Lamm, du bists gar! Du bists gar! Amen!

Hofacker, Ludwig – Um Heiligung der Zunge.

Lieber Heiland! Du weißt es, wir fehlen alle mannigfaltig, aber wie oft und viel wir schon mit unsern Zungen gefehlt und gesündigt haben, das weißt nur du! Ach, wir bitten dich, wecke uns recht auf, gib uns die vielen und großen Sünden, die wir schon begangen haben, recht zu erkennen, damit wir uns demütigen vor deinem Gnadenthron und noch Barmherzigkeit empfangen in dieser Gnadenzeit und nicht als unfruchtbare arge Bäume umgehauen und aus deinem Garten geworfen werden. O barmherziger Heiland! gib, dass wir reden, um vor dir bestehen zu können, um auch über diese Art der Sünde nicht verdammt zu werden. Erbarme dich unser. Amen!

Hofacker, Ludwig – Gebet um Vertrauen auf die göttliche Gnade.

O du ewige Liebe, HErr Jesu! So gar viele tappen in Finsternis und setzen ihr Vertrauen auf deine Gnade entweder gar nicht, oder auf eine falsche Weise. Nimm doch weg alle falschen Stützen, alle eigengerechten Gedanken, lass uns doch unser Glaubensschloss auf deine lautere und freie Gnade bauen! Bewahre uns aber auch vor allem falschen Irrwahn, damit wir uns selbst betören und betrügen könnten. Leite uns ein in deine vollkommene Wahrheit und lass uns erfahren, dass wer dich hat, das Licht des Lebens hat. Amen!

Hofacker, Ludwig – Gebet um Bereitung für die Zukunft des HErrn

O Jesu. HErr Jesu! Dein Tag kommt und eilt heran. Wir bitten dich, rüste uns aus, damit wir nicht an deinem Tag vor deinem Angesicht beschämt werden odex zittern müssen. Reiße uns aus Allem, was uns hinderlich ist, heraus, aus aller Trägheit und Schläfrigkeit, damit wir uns aufmachen und Sorge dafür tragen, dass uns dein Tag nicht unvorbereitet überrasche wie ein Dieb in der Nacht, sondern unsre Lichter dann brennen und unsre Lenden umgürtet seien, und wir dir mit hellen Lampen entgegenwandeln. Tue das an uns allen, HErr Jesu. Amen!

Ludwig Hofacker – Um Erhaltung unserer evangelischen Kirche.

Ach großer, gewaltiger HErr und Gott! wir müssen uns beugen vor dir, tief im Staube demütigen, dass wir deine großen Wohltaten, deine Liebe und Treue bisher so wenig geachtet, und den Götzen so vielfach gedient haben! allgütiger Gott, nimm alle Götzen von uns hinweg und töte sie mit dem Geist deines Mundes! Nimm nicht weg von uns dein teures Evangelium, sondern hilf es uns als eine Beilage bewahren bis auf jenen Tag! Sende Arbeiter in deine Ernte, denn die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige.

O tue Barmherzigkeit an uns und sei und bleibe unser Heiland, unser Immanuel! hilf uns in dieser letzten betrübten Zeit, dass wir von ganzem Herzen dir anhangen und dienen, und also leben mögen in deinem heiligen Königreich vor dir immer und ewiglich. Amen!

Hofacker, Ludwig – Gebet um ein seliges Ende.

O du wahrer, lebendiger und getreuer Gott, HErr Jesus Christus! Du trägst uns alle in deinem hohes priesterlichen Herzen, auch mich, den ärmsten Sünder, so hilf mir und bewahre mich durch deine Gottesmacht, damit ich einst meine Seele in deine Hände übergebe und zum Anschauen der Herrlichkeit, die in dir ist, gelange. Wie viele Schäflein hast du schon geführt und recht geleitet und endlich erlöst aus großer Trübsal! Ja HErr, du hast noch nie etwas versehen in deinem Tun. Ach, stärke und befestige mir diesen Glauben, damit ich hingehe und, was mich noch drückt und plagt, geduldig auf mich nehme und es dir nachtrage, bis der frohe Tag erscheint, da du mich vor allem Übel erlösen und ausführen kannst in dein himmlisches Kanaan.

Herz, das überwunden hat,
Gib mir Armen auch die Gnad,
Dass ich hier
Für und Für
Durch dein Blut gestärket siege stets in dir.

Wann du wirst auf Zion steh’n,
Müsse man mich um dich seh’n,
Ohne Pein,
Weiß und rein,
Da du wirst, o Lamm, uns Licht und Tempel sein.

Amen!

Ludwig Hofacker

O daß der Herr bald bei uns allen diese selige Zeit herbeiführete! O daß doch bald die Götzen wichen, damit Jesus allein Gott wäre! Daß uns unsere tiefen Seelenwunden offenbar würden, damit sie geheilt werden könnten durch die Wunden des Lammes! Eile, Herr, und hilf uns zum Leben! Amen!