Luther, Martin – Gebet eines Predigers.

Lieber himmlischer Vater, rede du, ich will gern ein Schüler und Kind sein und schweigen; denn sollte ich die Kirche regieren, aus meinem eigenen Witz, Weisheit und Vernunft führen, so stäke der Karren längst im Dreck und wäre das Schiff lange zu Trümmern gegangen; darum, lieber Gott, regiere und führe du es selbst, ich will mir gerne meine Augen ausstechen, die Vernunft zutun und dich allein durch dein Wort regieren lassen. Amen.

Luther, Martin – Gebet eines Lehrers und Predigers für sich.

Herr Gott, du hast mich in der Kirche zu einem Bischof und Pfarrherrn gesetzt, du siehst, wie ich so ungeschickt bin, solch großes und schweres Amt recht auszurichten, und wo es ohne deinen Rat gewesen wäre, so hätte ich es schon vorlängst alles miteinander verdorben. Drum rufe ich dich an. Ich will zwar gerne meinen Mund und mein Herz dazu leihen und neigen, ich will das Volk lehren, ich will selbst auch immer lernen und mit deinem Wort umgehen, und demselben fleißig nachdenken; brauche du mein als deines Werkzeugs; lieber Herr, verlasse du mich nur nicht, denn wo ich werde allein sein, so werde ichs leichtlich alles miteinander verderben.

Luther, Martin – Gebet treuer Lehrer und Prediger.

Du gütiger und barmherziger Gott, du hast uns aus sonderlicher Gnade zum Predigt-Amt berufen, und diese geistlichen Werke: lehren, predigen, taufen, absolvieren, Sakrament reichen, aufgelegt. Nun sind wir willig und bereit, wollens auch von Herzen gern tun. Du siehst aber, wie schwach und unvermögend wir dazu sind aus unsern Kräften; siehst auch, wie gräulich sie vom Teufel und seinem Haufen werden angefochten. Darum, du lieber Gott, fördere diese Werke, gib Stärke und Kraft dazu, dass wir sie treulich vollbringen! Hindere und wehre dem Teufel und allem seinem Anhang, dass sie diese Werke nicht besudeln, dass das Gesetz und Evangelium durch falsche Lehre und Heuchelei nicht in einander gemengt, Taufe und Sakrament durch Wiedertäufer und Sakramentierer nicht geschmäht, die Absolution nicht durch falschen Ablass und Lügen des Papstes verfälscht werde, sondern dass ein jeglicher in seiner Kraft und Würden bleibe, und dein Heiliger Geist, der in uns wohnet, durch unsere Sünde nicht betrübt werde, sondern in allen diesen Stücken tätig und kräftig sei, auf dass wir als deine getreuen Diener allezeit erfunden werden. Amen.

Martin Luther – Wenn man in die Kirche kommt

(Um Erleuchtung.) Allmächtiger Gott, der du bist ein Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne welches Gnade niemand nichts vermag, noch etwas vor dir gilt, laß deine Barmherzigkeit uns reichlich widerfahren, auf daß wir, durch; dein heilig Eingeben, denken was recht ist, und durch deine Wirkung dasselbige vollbringen, um Jesu Christi, deines Sohnes, unsers Herrn willen. Amen.

Martin Luther – Ein anderes vor der Predigt.

Lieber Gott, gib Gnade, daß wir auch wie David, Paulus und andere Heilige unsern Schatz, der eben derselbige ist, den sie gehabt haben, so groß achten und über alle Güter auf Erden heben, und dir von Herzen dafür danken, daß du uns vor viel tausend andern damit beehret hast. Denn du hättest uns eben so wohl mögen in der Irre lassen laufen, als Türken, Tartaren, Juden und andere Abgöttische, die von dem Schatz nichts wissen; oder verstockt lassen bleiben wie die Papisten, die diesen unsern Schatz lästern und verdammen. Daß du uns aber in deine grüne Aue gesetzt und so reichlich mit guter Weide und frischem Wasser versorget hast, ist eitel Gnade; darum wir desto mehr zu danken haben. Amen.

Martin Luther – Vor der Predigt.

(Um andächtige Anhörung der Predigt.) Lieber Gott, du sprichst durch deinen lieben Sohn die selig, so dein Wort hören. Wie viel billiger wäre es, daß wir dich, o ewiger barmherziger Vater, ohne Unterlaß mit fröhlichem Herzen selig preiseten, dir dankten und dich lobten, daß du dich so freundlich, ja väterlich gegen uns arme Würmlein erzeigest, und mit uns von der größten und höchsten Sache, nämlich vom ewigen Leben und Seligkeit, redest. Gleichwohl unterlässest du es nicht, uns freundlich zu locken durch deinen Sohn, dein Wort zu hören, da er spricht: Selig sind, die Gottes Wort hören und behalten; als könntest du unsers Gehörs nicht entbehren, und wir, die wir Erd und Asche sind, nicht viel tausendmal mehr deines seligen Wortes bedürften. O wie unaussprechlich groß und wundersam ist deine Güte und Geduld! Wiederum Ach und Wehe über die Undankbarkeit und Staarblindheit derer, die dein Wort nicht allein nicht hören wollen, sondern es auch muthwillig verachten, verfolgen und lästern.

Martin Luther – Noch eine andere Beichte

O Gott, Vater in Ewigkeit, du wollest heute nicht ansehen den unzähligen Haufen meiner Sünden, welche mir stets vor meinen Augen stehen, und wollest mir die nicht zurechnen; sondern wollest mir sie durch deinen Mittler und unsern Versöhner, Christum, zudecken, und wollest heute dein Aufsehen haben in das Angesicht deines Gesalbten, deines Christi, durch den allein ich bei dir mag Gnade erlangen, ohne welchen auch niemand zu dir mag kommen, als in seinem Verdienst, in seiner Arbeit, die du mir durch das Evangelium hast lassen tröstlich anbieten und feil tragen (ob ich dir’s wolle glauben), es soll dein einziger Sohn mein Mittler, samt allem, das er hat, mein sein, er soll meine Gerechtigkeit, meine Heiligung und meine Erlösung sein. Durch denselben gnade mir, mein Gott, in Ewigkeit! Schaffe forthin mein Leben, Sterben und Auferstehung in Christo nach deinem göttlichen Willen. Amen.