Valerius Herberger – Gebet am 2. Advent

Ach Gott, hilf, daß ich deine Zeichen nicht verachte, welche du mir in den Himmel setzest. Ach lieber Gott, gib, daß ich mich vor deinen Drohworten herzlich fürchte, deine Warnung nicht in Wind schlage; denn wer sie in Wind schläget, dem kommt der Glaube in die Hand. Hilf auch, daß ich mich deiner gnädigen Zusage von Herzen tröste, und nimmermehr deine Worte in Zweifel setze, denn es ist unmöglich, daß du sollst trügen; Himmel und Erde müssen vergehen, aber deine Worte müssen ewig bleiben. Gelobet sei Christus in Ewigkeit, der da kommen ist, uns zu erlösen, und wieder kommen wird, uns zu sich zu holen. Ach, mein Herr JEsu, hilf, daß ich alle Stunden und Augenblicke zu deiner Zukunft bereit sei. Du bist ja sanftmüthig und von Herzen demüthig, das haben alle bußfertige Herzen erfahren. Aber du bist auch zornig und eifrig über alle verstockte Herzen, das hat Sodom und Gomorra erfahren, das werden auch alle Gottlosen am jüngsten Tage gewahr werden. Denn wenn du wirst durch Feuer Himmel und Erde verschmelzen, da wirst du über sie Blitz, Feuer und Schwefel regnen lassen. Davor bewahre mich und alle, die dich lieb haben. Herr JEsu, du bist der verordnete Richter über Lebendige und Todte. Darum erschrecken wir nicht vor dem jüngsten Tage. Wie solltest du uns den Himmel absprechen, hast du ihn doch mit deinem Blute erworben. Herr JEsu, richte alles in meinem Herzen und Leben nach deinem Willen. Hilf, daß ich so lebe und sterbe, damit ich vor deinem Richterstuhl wohl bestehe. Sei mein Helfer in Leibes-, Seelen- und Todesnoth, und laß mich deines allerheiligsten Blutes genießen zur Seligkeit. Durch dein rothes heiliges Blut lösche meine blutrothe Sünde, daß ich schneeweiß werde. Durch die rothe Tinte deines Bluts schreibe meinen Namen in das Buch des Lebens im Himmel an, damit meiner nimmermehr vergessen werde, und verleihe Gnade, daß sich alle meine Blutstropfen über deinen Gnadenschätzen fröhlich machen, und Dank gegen dich beweisen. Ewiger Gott, es muß gewiß nicht vergebens sein, was von der Zierlichkeit des himmlischen Jerusalems wird geredet; du hast sonst nicht die Weise, daß du von außen schöner prangest, als von innen, sondern dasselbe ist der geschwülstigen Weltkinder Art. Weil du nun den Himmel von außen so schön hast gezieret, ach wie schön wirst du ihn von innen haben zugerichtet, da wir des himmlischen Jerusalems gewarten! Herr JEsu, der du die Himmel gebauet, baue auch den Himmel deiner Christenheit, mache dir aus meinem Herzen einen kleinen Himmel, und erhalte mich zum ewigen Himmel, und laß mich deinen lieben Stern ewig bleiben. Amen! Herr JEsu Christ, mein Himmel du bist; ach laß mich sein dein Sternlein klein! Amen!