Johannes Geiler von Kaysersberg – Jesus

O allerliebster Herr Jesu Christe, ewiges Wort des väterlichen Herzens, gnadenreicher Brunnen aller Tugend, mehre in mir Alles, was Dir wohlgefällt an mir. O Du süße Speise der Engel, o Du Heller Glanz der göttlichen Sonne, erleuchte die Finsterniß meines Herzens. O Du barmherziger Herr Jesu, der Du Dich so tief zu mir armen, dürftigen Menschen erniedrigt hast, ich litte Deine unermessene, grundlose Gütigkeit, laß diese lebendige Speise mich genießen zur Vergebung meiner Sünden, zur Beschirmung wider allen Schaden Leibes und der Seele, zur Vermehrung der Gnade und Andacht, zur fröhlichen Heimfahrt aus diesem Jammerthal. Laß Deine Gegenwart mein Herz und Gemüth also verwandeln, daß ich keine Süßigkeit ohne Dich empfinden und keine Liebe haben möge, denn Dich allein, den Sohn des höchsten Gottes.

Valerius Herberger – Am Anfang JESUS

JESUS,
Der Anfang zu meines Herzens Lust und Freude, der Anfang zu meinem Gebet.

Kolosser 3, V. 7.

Alles, was ihr thut mit Worten oder Werken, (was ihr redet oder thut) das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu (nach seinem Wort, mit Anrufung seines Beistandes, und zu seines Namens Ehre) und danket Gott und dem Vater (Gott, dem himmlischen Vater, für seine Wohlthaten) durch ihn (durch Christum, den Mittler; denn kein Gebet und kein Lob ist Gott gefällig, es geschehe denn in Christi Namen).

Darum HErr JEsu, so oft ich werde beten, will ich sagen: Am Anfang JESUS. Mein Herr JEsu, hilf du mir mein Gebet stärken, verleihe du mir ein gutes Wort bei deinem himmlischen Vater, sei du meines Gebets Grund. Herr JEsu, du bist der Grundstein meiner Seligkeit; du sei das Mittel, du sei das Ende, so habe ich Trost, Saft und Kraft im Leben und Tode. Wenn der Tag anbrechen wird, soll das meine erste Rede sein: Am Anfange dieses Tages sei JEsus mein Trost, Helfer, Segen und Beistand, und bewahre mich und die Meinen vor allem Unglück. In all meinem Handel und Wandel, in allen meinen Werken will ich anfangen mit JEsu, so wird’s wohlgerathen, wie da die Apostel im Namen JEsu ihre Netze auswarfen, beschlossen sie eine große unverhoffte Menge Fische. Wenn ich in der Welt was vornehme, so ziehe voran, Herr JEsu, wie vor König David, da er mit den Philistern kämpfen sollte, auf daß alles, was ich thue und vornehme, deinem Namen zu Lob und Ehren gereiche. Ich will mein Herz auf dich, Herr JEsu, meinen Altar, legen, daß es auch von deinem Vater heilig geschätzet werde. In deinem Namen will ich beten, in deinem Namen will ich alle meine Werke verrichten, so werden meine Seufzer und alle meine Werke, dir zu Ehren gethan, für Heiligthum geschätzet werden. Herr JEsu, du bist mein Hohepriester, du allein verrichtest den Gottesdienst, der mich selig macht, du lehrest uns, wie es dein Vater mit unserm Herzen meinet, du betest am Kreuz und auch jetzt zur Rechten deines Vaters für uns, du heiligest und opferst dich selber für uns, und fährst mit Segensprechen gen Himmel, zum Zeugniß, daß du einen Segen nach dem andern über deine betenden Christen willst sprechen. Herr JEsu, du bist unser Priester und Fürsprecher bei dem Allerhöchsten, ich bin dein Pfarrkind, du lehrest mich, wie ich soll gerecht und selig werden, du bittest für mich; ich befehle mich deinem andächtigen Gebete, lege mir ein gutes Wort ein bei dem frommen Herzen deines Vaters, so bin ich genesen. Ach Herr JEsu, du bist mein Heiland, sage und zeige dich deinem Vater an, daß du hast genug für mich gethan. Du bist ja mein Fürsprecher, du wirst mir dein gutes Wort lassen zu Hülfe kommen. Ach sage mich an deinem Vater, wenn ich bete, daß ich erhöret werde, wenn ich Unglück leide, daß ich getröstet werde, wenn der Teufel mich plaget, daß ich geschützet werde, wenn die Welt mich dränget, daß ich erhalten werde, wenn ich sterbe, daß meine Seele in den Himmel genommen werde. Du bist der fleißige treuherzige Vorbringer aller Sachen bei deinem Vater. Ach deine sorgfältige Treue thut das Beste bei uns armen Sündern. Du Herr JEsu bist von Ewigkeit und bleibest auch in alle Ewigkeit, dein Stuhl stehet feste, du bist ewig, darum habe ich mich ewiglich dein zu trösten, du kannst selig machen immerdar, die durch dich zu Gott kommen, und lebest immerdar, und bittest für sie. Herr JEsu, du warest am Anfang, und bist vor allem Anfang der Zeit, du bist der Anfang meines Glücks, sei auch der Anfang meiner Sorge, meines Trostes, meines Gebets und meines Herzens Lust und Freude. Amen!

Philipp Melanchthon – Gebet zu Jesus unserem Herrn und Hohenpriester

O Allmechtiger Herr Jhesu Christe / ewiger Gottes Sohn und ebenbildt des ewigen vaters / der du für uns gecreutziget bist / und bist widerumb vom tode aufferstanden / und lebest und regierest ewiglich in Götlicher krafft und bist geordnet zum mitler / und zuversünen / gerecht und selig zu machen / Ich bitte dich mit herzlichem seuffzen / erbarme dich mein / vergibe mir meine sünde / und bitte für mich den ewigen Vater / und wollest in mir sein / und durch deinen heiligen Geist / ein newes liecht / reinigkeit / und seligkeit in mir wircken / Wollest auch für und für / dir ein ewige kirche unter uns samlen / und selige regiment geben / das wir dir in ewigkeit mit frölichem herzen dancken und dich preisen Amen.

Huldrych Zwingli – Gebet und Vaterunser

Zu Dir erheben wir unsere Herzen im Gebete! Liebreichster dreieiniger Gott und Vater, der Du im Anfange den Menschen erschaffen, daß er hier des Paradeis und einst dort Deiner sich freue. Von dieser Gnade sind wir durch eigene Schuld abgefallen, und so mit Recht des Todes schuldig geworden, ja, unser ganzes Geschlecht ist dermaßen verderbt, daß keine Hoffnung zum Leben übrig geblieben wäre, wenn nicht Du, der allein gut, nach Deiner Güte unser Elend zu erleichtern beschlossen. Darum hast Du den Samen verheißen, welcher der verführerischen Schlange den Kopf zertrete, damit wir elende Menschen nicht in ewiger Verzweiflung verschmachten müssen. Und als die Zeit erfüllet war, sandtest Du den verheißenen Samen, Deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, geboren von Maria, der unbefleckten, ewig reinen Jungfrau, damit er ein unbefleckter, heiliger Priester für uns werde, der auch nur das reinste und vollkommenste Opfer darbringen konnte, und dieweil er unter der ganzen Schaar der Menschen kein solches gefunden, hat er sich selbst für uns Elende tödten lassen, ja nicht genug, er gab sich auch selbst uns zur Speise und zum Tranke, damit es uns an nichts mangeln solle. – Dich, gütigster Vater, flehen wir an, verleihe, daß unsere Lippen immerdar das Lob Deiner Güte darbringen, wiewohl unser Dank und Preis doch niemals die Größe Deiner Wohlthat erreicht. Dich, der Du bleibest, wie Du bist, und das Gefäß Deiner Güte nicht verringerst, rufen wir an, daß Du uns würdig machest, Dein Lob mit Herz, Mund und That darzubringen, und nichts und niemals Etwas von Dir zu erbitten, was Deiner Güte widerstreitet. Solches wird uns am besten gelingen, wenn wir Dich mit den Worten preisen und anrufen, mit welchen Dein geliebter Sohn, unser Herr Jesus Christus vor Dir zu treten, gelehret hat. Unser Vater, der Du bist in den Himmeln, geheiliget werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.