Schrenk, Elias – Gebet in Anfechtung.

Barmherziger Hoherpriester! Du bist ersucht worden wie wir, nur ohne Sünde, damit Du könntest Mitleiden haben mit unserer Schwachheit. Du siehst, wie mich der Feind verfolgt mit seinen feurigen Pfeilen, und unter welchem Druck ich oft bin. Erbarme Dich meiner, und nimm Dich meiner an. Du hast Deinen Schafen die Verheißung gegeben, dass sie Dir Niemand aus Deiner Hand reißen soll. Halte mich in Deiner Hand, und decke mich gegen alle Einflüsse des Bösewichts. Ich bin Dein mit Blut erkauftes Eigentum, Du kannst mich nicht lassen, und ich will Dich nicht lassen. Erhöre mich, Herr, nach Deiner großen Barmherzigkeit. Amen.

Ein andres Trostgebet in Anfechtung bei seinem Beruf.

Lieber Gott, was ich jetzt thue, das will ich im Namen Jesu thun und in dem Gehorsam, darinnen ich von Gott gesetzet bin, und wills mit Freuden thun, ob mir etwas drüber widerfähret und der Teufel mir zusetzet, was schadet mirs? Dennoch bin ich in dem Stande, da Gottes Wort mich lehret und tröstet, was ich thue oder leide, das sei wohlgethan, und Gott wolle Wohlgefallen daran haben und mit Gnaden bei mir sein. Amen.

Trostgebet gegen Anfechtung beim Beten.

Mein Gott und Herr, ich klage dir mit Seufzen, daß ich dich gern mit inbrünstiger Andacht anrufen und das Opfer eines eifrigen Gebetes bringen wollte, aber mein Herz ist zu schwer und zu kalt, es will sich nicht recht feurig von dem Irdischen zu dem Himmlischen erheben. Ich befinde mich ungeschickt und unwürdig zum Gebet, und muß oft mein Fleisch und Blut zur Andacht mit aller Macht zwingen, darüber ich mich betrübe und mir einbilde, du seist mir ungnädig worden, weil ich keine rechte Bewegung des heiligen Geistes in meinem Gemüthe, mit dir zu reden, empfinde. Lieber Vater, habe ich solches mit unbedächtigem Wandel und Nachlässigkeit verschuldet, habe ich dich nicht in deinem Wort, wenn du mich zur Buße gerufen, fleißig gehört, habe ich deines heiligen Geistes Trieb nicht gehorsam gefolget, habe ich etwa meine Gedanken zu sehr auf das Irdische gewendet, so vergieb mir’s um deines lieben Sohnes Jesu Christi willen. Reiß von mir alle Hindernisse, die mich von seliger Andacht abhalten, und nimm mit meiner Schwachheit, die mir sehr leid ist, väterlich vorlieb, nimm alle geistliche Unlust aus meinem Herzen, und laß mich willig und bereit sein, dir mit andächtigem und von der Welt abgewandtem Gemüthe zu dienen. Ich sehne mich nach deiner himmlischen Gnade, nimm dich meiner Seelen an, und laß mich ein kindliches Gespräch mit dir, als meinem himmlischen Vater, erfreulich halten, daß der heilige Geist in mir füglich zu dir rufe: Abba lieber Vater. Hierüber will ich mich von Herzen freuen, und mich deß trösten, daß dir mein armes Gebet als ein williges Opfer angenehm und gefällig sei, und ich bei dir in ewigen Gnaden sein und bleiben werde. Amen.

Andreas Althamer – Anfechtung

Almechtiger ewiger Got / ein trost der trawrigen / ein sterck der schwachen laß für deyn angesicht durch unsern herren Jesum Christum kumen / die bit aller deren / so in bekümmernus und anfechtung zu dir seufftzen und schreyen / das menigklich mercke und empfind / deyn hilff und beystand in der zeyt der not / Amen.

Martin Luther – In Kreuz und Anfechtung

Ich glaube an Jesum Christum, der ist mein einiger Helfer, denselben rufe ich an in allen Nöthen: Herr, so du willst, kannst du mir wohl helfen. So du aber nicht willst, will ich dieß Kreuz und Unglück um deines Namens willen gerne leiden.

Herr, ich bin ein armer Mensch. Es geht mir übel; aber dennoch glaube ich an dich, es gehe mir, wie es wolle. Hast du mein vergessen, so hast du mein vergessen, zürnest du, so zürne. Ich will aber darum kein Unchrist seyn, und aufhören, zu glauben, sondern will fest halten an dem, daß Christus für mich gestorben sen. Solches kann mir nicht fehlen, ob es gleich sonst Alles fehlet; Ursach: das Hauptstück, Gottes Verheißung muß bleiben, ob schon Alles zu Trümmern gehet.

Herr Gott, ich bin deine Kreatur: machs mit mir, wie du willst, es gilt mir gleich. Ich bin ja dein, das weiß ich. Und wenn du wolltest, daß ich diese Stunde sterben sollte, oder irgend ein groß Unglück leiden, so wollt ichs doch von Herzen gerne leiden. Ich will mein Leben, Ehre und Gut, und was ich habe, nimmermehr höher und größer achten, denn deinen Willen; der soll mir allzeit mein Leben lang Wohlgefallen.

Ich will (dieß) unserm Herrn Gott zu Lob und Ehren leiden; denn ich nicht allein dieses Leidens, sondern auch des Todes schuldig bin vor Gott. Meine Haut, Haar, und ganzer Körper ist schuldig. Darum will ichs in Gottes Gehorsam und Willen aufnehmen und dulden, es sey Trübsal oder Angst, oder Verfolgung, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert, Röm. 8,35; und wills in solchem Glauben leiden, daß Gott dadurch gelobet und gepreiset werde.

Schwach und krank sind wir, Vater! und ist die Anfechtung groß und manchfaltig, im Fleisch und in der Welt. O lieber Vater, halt uns, und laß uns nicht in Anfechtung fallen, und wider dich sündigen; sondern gieb uns Gnade, daß wir beständig bleiben und ritterlich fechten, bis an unser Ende. Denn ohne deine Gnade wir Nichts vermögen.

Matth. 7,13. Vater, führe uns nicht in Anfechtung! Nicht begehre ich aller Anfechtung ledig zu seyn; denn das wäre erschrecklich, und ärger denn zehn Anfechtungen; sondern daß ich nicht falle, und wider meinen Nächsten oder wider dich sündige.

Herr Gott, himmlischer Vater, du weißt, daß wir in so mancher und großer Gefahr nicht mögen bleiben. Verleihe uns, beide an Leib und Seel, Kraft, daß wir Alles, was uns um unsrer Sünde willen quält und anficht, durch deine Hülfe überwinden, um Jesu Christi, deines Sohnes, unsers Herrn willen. Amen.

Herr, allmächtiger Gott, der du der Elenden Seufzer nicht verschmähest, und der betrübten Herzen Verlangen nicht verachtest: siehe doch an unser Gebet, welches wir dir in unserer Noch fürbringen, und erhöre uns gnädiglich, daß Alles, so beides vom Teufel und Menschen wider uns strebt, zu nichte, und nach dem Rath deiner Güte zertrennet werde; auf daß wir von aller Anfechtung unversehrt dir in der Gemeine danken, und dich allzeit loben, durch Jesum Christ, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lieber Vater, schlage und streiche getrost zu, ich habs, leider, wohl verschuldet. Doch lasse es eine Vaterruthe seyn; wie du denn alle deine Kinder, so du lieb hast, stäupest. Denn welche du um ihrer Sünde willen nicht strafest, sind nicht Kinder, sondern Bastarte, Hebt. 12, 8. Darum streiche, peitsche fing auf uns, gerechter Richter, doch auch barmherziger Vater; also aber, daß du dein göttlich Vaterherz von uns nicht wendest; auf daß wir dich hier und dort ewiglich loben und preisen mögen. Amen.

Ach Gott, straf mich nicht in deinem Zorn! Lasse es in Gnaden seyn, und zeitlich, sey Vater und nicht Richter! (Als auch Augustinus spricht:) Ach Gott zürne hier, haue hier, schlage hier, und schone unser dort! –

Luc. 11, 4. Dieweil denn das Uebel uns Anfechtung giebt, und mit Sünden anficht, so erlöse uns, lieber Vater, daraus, auf daß wir von allen Sünden und Uebel nach deinem göttlichen Willen erlöset, dir ein Reich seyn mögen, dich ewiglich zu loben, preisen und heiligen. Amen. Und dieweil du uns gelehret und geboten, zu beten, und Erhörung verheißen, hoffen wir, und sind gewiß, o allerliebster Vater! du wirst deiner Wahrheit zu Ehren dieß Alles uns gnädiglich und barmherzig geben.

Lieber Herr Gott, wie bin ich in so großer Angst und Beschwerung gewesen, darzu in großer Bestürzung; aber Gott sey Lob und Dank, ich bin nun herauskommen und bin genesen, meine Seele ist erlöset und errettet aus aller dieser Angst; nun danke ich dem Herrn meinem Gott.

1. Mos. 32, 21. Ey wie habe ich doch so einen gnädigen Gott. Ich war schon verzaget und gieng in die Hölle hinab; nun sehe ich aber, daß mir dieser Kampf zum Leben nütze gewesen ist. Ich hätte nimmermehr gemeinet, daß Gott so nahe bei mir wäre. Ach du himmlischer Vater! bist du mir so nahe, und ich wußte es nicht? Wie ist mir jetzund so wohl! Laß nun kommen alle Teufel, so fürchte ich mich nicht; denn ich habe den Herrn, meinen Gott. Zuvor habe ich ihm in den Rücken gesehen, in der Gestalt und Person eines Mannes, in welcher Person ich mich dünken ließ, daß er mir den Tod dräuete, und mein Herz war in großer Angst, daß er mich irgend in die Hölle würde stoßen: jetzt aber sehe ich nun sein Angesicht.

Martin Luther – Gebet in Anfechtung

Herzliebster Herr Jesu, was für ein großer Stein schwerer Anfechtung und Gedanken liegt auf meinem Herzen! Ach, meine Seele ist mit Traurigkeit beladen und bedeckt, daß der Trost deines süßen Evangeliums nicht hineinfließen kann. Erbarme dich mein! Lege deine starke Hand an und hebe den großen Angst- und Trauerstein von meinem Herzen. Nimm weg meine Anfechtung und große Schwermut, daß ich Luft kriege und dein heilsames, herzerquickendes Lebenswasser mein mattes, ohnmächtiges Herz kühle und erfrische, daß mein Geist wieder lebendig werde und mein Seele und Leib in dir, o lebendiger Gott, sich zeitlich und ewig freuen möge. Amen.

Georg Spalatin – Bitte um Beistand in der Anfechtung

Meyn lieber gott ich bekenn es/ ich clage dirß/ das ich ein armer sundiger unfletiger unnd unrainer drecksack bin/ ich weyß aber das du mein got/ mein herr/ mein erlöster/ mein seligmacher bist/ Ich wey und glaub das dein sun Christus Jhesus mein seligmacher ist/ und das er die sind/ die welit/ den teuffel/ unnd die hell uberwunden hat/ des allein vertröst ich mich/ darauff baw ich/ do steet mein hoffnung/ da will ich mich lassen finden/ allein sey mir genedig/ wie ich deiner warhaftiger zusag nach nicht zweiffel/ dann du bist die warhayt selbst/ du felest nicht amen.

O herr gib mir ein vesten glauben gib mir ein bestendige hoffnung/ und gib mir ein rein lieb gegen dir unnd meinem nechsten amen.

Wir haben anfechtung am leib/ am gut/ an der eren/ am gewissen/ oder an der seel/ von den leutten/ von unserm aygen fleisch/ von der welt/ von den sunden/ od vom teuffel/ so sollen wir alweg zuflucht zu gott haben unnd jn umb seyn götlich gnad bitten unnd gedencken unnd glawben das solche anfechtung weil got unser erlößer ist nichts kunnen schaden. Solcher glawb machet unns selig/ dann nichts macht unns selig dann der glawb unnd das vertrauen zu got/ widerumb machet unns nichts unselig/ dann der unglawb unnd die mißtrew.