Ludwig Hofacker – Noch ein Abendgebet für jeden Wochentag.

Großer Hohepriester Jesus Christus! Wie hast du gearbeitet für meine Sünden, und Mühe gehabt für meine Missetaten! Mein Eigenwille hat deine Seele bis an den Tod betrübt; meine Herzenshärtigkeit hat dir den Todeskampf und blutigen Schweiß verursacht. Und doch bin ich noch so eigensinnig und eigengerecht in meinem jetzigen Zustande – ich habe meinen Eigenwillen, diese Wurzel alles Übels, leider noch nie mit wahrem Ernst angegriffen, nicht mit Ernst dagegen gekämpft, mithin dieselbe auch noch nicht überwunden und besiegt. Darum schreckt mich Tod und Hölle noch, und ich kann noch nicht mit Paulus sagen: ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein. Ich möchte aber gern frei sein von meinem harten ungebrochenen Herzen und es nicht zu meiner eigenen Verdammnis mit in die Ewigkeit nehmen. Darum bitte ich dich, o HErr:

 

Dein Blut, das dir vergossen ward, \\

Ist köstlich, gut und reine; \\

Mein Herz hingegen böser Art, \\

Und hart gleich einem Steine. \\

O lass doch deines Blutes Kraft \\

Mein hartes Herz bezwingen, \\

Wohl durchdringen, und diesen Lebenssaft \\

Mir deine Liebe bringen.

 

HErr, zerbrich meine bisherige Sicherheit, dass ich aus meinem Sündenschlaf erwache! Zerbrich die Trägheit meines Herzens zum Gebet, dass ich willig und geschickt werde, dich anzubeten und zu preisen. Zerbrich die schreckliche Kraft des Unglaubens, der mich von dir und deiner Liebe scheidet, der mich verblendet und verhärtet – damit ich deiner genießen und mit Geist und Seele dir anhangen könne. Zerbrich die Zärtlichkeit meines Fleisches, dass ich nicht mehr wider dich murre, sondern mich in deinen heiligen Willen ergebe. Nun HErr, erbarme dich mein und vergib mir in Gnaden, was ich heute wider dich und meinen Nächsten in Gedanken und Worten und Werken gesündigt habe; lass mich einschlafen unter deinem Erbarmen, und sei bei mir wenn ich erwache. Amen.

Hofacker, Ludwig – Gebet vor dem heiligen Abendmahl.

HErr Jesu! wie köstlich ist doch das Mahl, das du mich heute willst genießen lassen! Ich soll dadurch alles erhalten, was ich so nötig brauche. Ich soll o heiliges Geheimnis! mit dir, mein HErr und mein Gott, vereinigt, und zwar aufs allerinnigste vereinigt werden. So willst du also selbst zu mir in mein Herz kommen, und da das Abendmahl mit mir halten? mich mit ewiger Gnade und Lebensfülle speisen und tränken?

Ach Herr Wie soll ich dich empfangen, Und wie begegnen dir? Du aller Welt Verlangen, Du meiner Seele Zier? O Jesu, Jesu setze Mir selbst die Fadel bei, Damit, was dich ergötze, Mir kund und wissend sei!

Wenn ich in mein Herz blicke und mich frage, was ich dir Gutes geben kann, ach, so finde ich nichts als Sünde, große Armut, Elend und Verberben – und Ohnmacht, mir selber zu helfen. Wohl mir, dass du, großer Heiland, nichts von mir verlangst, als dass ich nur kommen solle, gerade wie ich bin, mit aller meiner Not. – Weil ich nichts habe, so willst du mir etwas geben; weil ich arm bin, willst du mich reich machen, reicher als alle Welt mit allen ihren Schätzen. Ich bin auch eingeschlossen in dein heiliges Testament, darin du der Menschheit deine Heilsgüter vermacht hast; auch mir willst du alles geben, und was denn? Nicht Gold oder Silber; nicht Städte und Schlösser, nicht Ehrenstellen und weltlichen Ruhm nein, dergleichen irdische, dürftige, unbeständige Dinge helfen mir armen Sünder nichts – im Tode verlassen sie mich ich muss himmlische, ewige Gaben erlangen, und diese finde ich bei dir.

Ach das sind Güter, die der Heuchler und Frevler nicht empfangen kann; Güter, die nur der einfältige, von Gott gewirkte Glaube fasst und zu seiner wahren Seligkeit hinnimmt. Sie sind der allerheiligste Leib des hochgelobten Sohnes Gottes, der einst für mich und für die ganze Welt verwundet und getötet wurde, der aber nun verklärt auf dem Throne der Majestät seines Vaters im Himmel sitzt; – sie sind das teure, kostbare Blut, welches zur Versöhnung aller, aller meiner Sünden und zur Erwerbung meiner ewigen, unaussprechlichen Seligkeit vergossen worden ist, und welches noch täglich für mich um Gnade schreit. Der preiswürdigste Heiland, Jesus Christus, wird mein, ganz mein. Seinen Leib soll ich essen, sein Blut soll ich trinken, so gewiss ich das Brot esse und den Wein genieße, den mir der Prediger darreicht. Er will sich aufs allerinnigste, mehr als ichs begreifen kann, mit mir vereinigen, und sich mir mit allen seinen Verdiensten und Seligkeiten, mit all seiner Liebe, mit seiner Freundlichkeit, mit seiner Gerechtigkeit, mit seinem heiligen Geiste und Leben ganz mitteilen und zu eigen geben.

O Jesus Christus, bereite du selbst meine Seele, dass sie diese ihr zugedachten herrlichen Gaben würdig empfahen möge, dass ich nicht möge umsonst oder gar zum Schaden geladen sein, sondern von dir und deiner heißen Liebe, von deinem Todesschmerz, von deiner Erbarmung über die Sünder den tiefsten Eindruck erhalte.

Lass mich die Kraft deines blutigen Opfers zur Tilgung aller meiner Sünden, und zur seligen Freiheit von der Herrschaft der Sünde, heute besonders, aber auch in allen meinen übrigen Lebenstagen selig erfahren. Nun denn so komme ich, HErr Jesu, auf deinen Befehl, so wie ich bin, arm, schwach, unrein, krank, hungrig und durstig nach dir; ach, erquicke meine Seele! Amen.

 

Ludwig Hofacker – Abendgebet in Krankheit oder anderer Not.

Vater der Herrlichkeit! ich, zwar ein Staub, aber doch dein Geschöpf, dein erlöstes Geschöpf, lobe dich am Ende dieses Tages in meiner Schwachheit. Ich preise deinen Namen, so gut ich kann, nicht nur für die Gnade, sondern auch für die Plage des heutigen Tages. Hätte ich dem Eigenwillen und dem Murren unter meinen Schmerzen nicht so sehr nachgegeben, so wäre der Trost und der Segen, den mir deine Hand heute bereitet hatte, nicht vor meinen Augen verborgen gewesen. Öffne mir doch meine Augen und erleuchte mich an dem Abend dieses Tages, dass ich nicht auch den Segen, den du mir jetzt noch geben willst, verscherze. Ach wie selig wäre ich, wenn ich so ganz an dir hinge, an deinem ewigen Liebeserbarmen, wenn ich bei allem Druck des Irdischen in dir Frieden hätte. Freilich die Welt kann deinen Frieden nicht empfangen, denn die Gottlosen haben keinen Frieden und so lange ich noch an der Sünde Lust habe, so lange ich mich nicht zu dir wende, ist nur Jammer und Fluch mein Erbteil. Und doch hast du, barmherziger Gott, uns nicht geschaffen zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch Jesum Christum, unsern HErrn; du bist die Liebe und deine Freude ist es, uns wohlzutun. O HErr! so ziehe mich an dich und entwöhne mich von dem Joch der Sünde; sende deinen heiligen Geist, dass er mich leite auf den Weg des Friedens, auf welchem Freude ist und liebliches Wesen die Fülle. HErr Jesu! ehe ich zur Ruhe gehe, beuge ich meine Knie vor dir und bitte dich:

Mach‘ mich dir gleichgesinnt Wie ein gehorsam Kind, Sanft und stille; Jesu, Jesu hilf mir dazu, Dass ich gesinnt sei wie du! Amen!

Hofacker, Ludwig – Gebet vor der Beichte.

O allwissender, allgegenwärtiger Gott und Heiland! Nun bin ich im Begriff, mich vor Dir und den Menschen als einen Sünder darzustellen, der sein böses Herz und Leben bekennt und Gnade und Frieden in deiner blutigen Versöhnung sucht. Aber nun bitte ich dich von ganzem Herzen: lass keine Heuchelei, keine Tücke, noch Falschheit über mich herrschen, sonst weiß ich ja zum Voraus, dass ich mit aller Andacht ein Gräuel vor deinen Augen bin. Ach wecke mein Gewissen auf, wenn es noch schlafen sollte; zermalme und zerschmelze mein Herz, dass es weich werde, wenn es noch hart und kalt ist. Demütige meinen Geist, der vielleicht noch heimlich mit eigener Gerechtigkeit, mit Vorsätzen, die ohne dich gefasst sind, oder mit halbiertem lauem Christentum umgehen will; ach erbarme dich über mich, überzeuge mich durch deinen heiligen Geist von Allem, was mir fehlt, was Sünde an mir ist, was ich versäumt habe, und was an mir verändert oder befestigt werden muss. Sollte auch noch Feindschaft und Bitterkeit gegen meinen Nächsten in meinem Herzen stecken, o so lass mir keine Ruhe, bis ich mich noch heute mit ihm ausgesöhnt habe, er mag gegenwärtig oder entfernt sein. Hilf mir doch ja, dass ich nicht bloß mit Worten vergebe, sondern von Herzen, und dass ich ihm nicht bloß vergebe, sondern auch alles gern vergesse, was er an mir gesündigt hat, und wozu ich ihn, vielleicht durch meine Schuld, gereizt habe. Heiliger Jesu, drücke mir dein Wort wie einen Stachel ins Herz: wo ihr den Menschen ihre Fehle nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehle auch nicht vergeben. Mit welchem Maß ihr messt, mit demselben Maße wird euch gemessen werden. Nun vergib mir alle, alle meine Sünden, wie ich vergebe allen meinen Feinden und Schuldnern, sie mögen versöhnlich sein oder nicht. Lass mich von der Predigt deines Wortes recht nach deinem Sinne durchdrungen und bewegt werden, wie ich es nötig habe, damit es in mir Früchte bringe, die zum ewigen Leben bleiben. Bewahre selbst mein Herz, das zur Zerstreuung leider so geneigt ist. Mache mich recht stille und gesammelt, und sei mir immer nahe. Ehe ich mich aber auf Erden durch deinen Diener von meinen Sünden lossprechen lasse, so sprich du mich, o gnadenvoller Heiland, im Himmel los. Lass die Absolution des Predigers für mich eine kräftige Versicherung sein, dass du mir meine Sünden vergeben habest. Gedenke auch meiner Mitchristen, die mit mir beichten, und lass in keines Geist ein Falsch sein. Bekehre du sie, wie mich, und lass mir ihre Gemeinschaft in der Bußandacht zum Segen werden. Nun HErr, ich gehe hin, wie der Zöllner, und seufze zu dir: sei mir armen Sünder gnädig, sei mir um deines Blutes und Todes willen gnädig, o du Gott meines Heils. Amen.

Hofacker, Ludwig – Gebet um rechte Bereitung zum heiligen Abendmahl.

Allwissender Gott, du Gott und Vater unseres HErrn Jesu Christi! Da ich zur Beichte und zum heiligen Abendmahl gehen will, so bitte ich dich vor allen Dingen im Namen deines lieben Sohnes: gib mir Gnade, dass meine Buße nicht Heuchelei sei und dass ich nicht mit leeren Worten vor dich komme, während doch mein Herz ferne von dir ist und der Sünde nachläuft. Was kann mir die äußerliche Beichte vor dem Prediger, deinem Knecht, helfen, wenn ich dir meine Sünden nicht bekenne? Wie kann er mir in deinem Namen Vergebung meiner Sünden ankündigen, wenn ich nicht wahre und rechtschaffene Buße tue? Denn ohne Buße vergibst du keinem Sünder auf Erden seine Sünde und ich habe so viele Sünden auf meiner Seele. Wenn man den köstlichen Balsam auf einen Stein schüttete, so wäre es umsonst. Was würde mir also das herrlichste und tröstlichste Wort der Absolution helfen wenn ich ein steinernes, hartes Herz habe? Ja wenn ich den besten Weizen unter die Dornen säen wollte, wie könnte er Frucht bringen? Wenn ich also die Sünden nicht von Herzen hasse, so nützt es mir nichts, dass ich meine Sünden äußerlich beichte und äußerlich zum heiligen Abendmahl gehe; denn wer in seinen Sünden beharren will, dem ist Christus selbst nichts nütze; wer der Sünde nicht absterben will; dem ist Christi Tod nichts nütze, er isst und trinkt sich nur das Gericht. Darum, HErr, zeige mir doch in deinem göttlichen Licht meine Armut, mein Elend und mein Verderben; decke mir Alles, was mir noch verborgen ist, durch deinen Geist auf, so viel ichs ertragen kann; dadurch mache mein Herz bußfertig, beschämt, zerbrochen, von der Eigengerechtigkeit ausgeleert, aber nach deiner Gerechtigkeit hungrig und durstig, von Grund aus verändert und zu dir gekehrt in Rechtschaffenheit. Mache mir alle meine Sünden verhasst und gib mir ein aufrichtiges Herz, dass ich mir keine einzige Sünde wissentlich vorbehalte, sondern allein dein Eigentum sei und von Herzen sage:

Dir sei ganz, du Sündenleben, Gute Nacht gegeben. Nun nimm mein Herz und Alles, was ich bin, Zu dir allein, o Jesu, hin! Ich will nur dein Mit Leib und Seele sein, Mein Reden, Tun und Dichten Nach deinem Willen richten! Amen!

Schrenk, Elias – Morgen- und Abendseufzer.

Herr! Öffne mir das Ohr für diesen ganzen Tag, Deine Stimme zu hören.

Herr Jesu! Hülle mich ein in Deine allmächtige Gnade für diesen ganzen Tag.

Herr! Lass Dein Angesicht über mir leuchten, Stunde für Stunde. Amen.

Herr, es ist Abend geworden, bleibe bei mir!

Vater des Lichts! Der Tag hat sich geneigt. Lass Deine Augen offen stehen über mir, auch in der Nacht.

Lobe den Herrn, meine Seele, für Alles, was er dir heute Gutes getan. Amen.

Schrenk, Elias – Gebet in Anfechtung.

Barmherziger Hoherpriester! Du bist ersucht worden wie wir, nur ohne Sünde, damit Du könntest Mitleiden haben mit unserer Schwachheit. Du siehst, wie mich der Feind verfolgt mit seinen feurigen Pfeilen, und unter welchem Druck ich oft bin. Erbarme Dich meiner, und nimm Dich meiner an. Du hast Deinen Schafen die Verheißung gegeben, dass sie Dir Niemand aus Deiner Hand reißen soll. Halte mich in Deiner Hand, und decke mich gegen alle Einflüsse des Bösewichts. Ich bin Dein mit Blut erkauftes Eigentum, Du kannst mich nicht lassen, und ich will Dich nicht lassen. Erhöre mich, Herr, nach Deiner großen Barmherzigkeit. Amen.

Schrenk, Elias – Gebet einer Witwe.

Vater unseres Herrn Jesu Christi! Du bist der Vater der Witwen und Waisen; Du bist auch mein und meiner Kinder Vater. Es hat Dir gefallen, meinen lieben Mann von meiner Seite zu nehmen, und ich demütige mich unter Deine Hand. Du kennst meine Schwachheit und mein Unvermögen, und weißt wie es mir zu Mute ist im Anblick meiner Kinder. Ohne Dich kann ich nicht weiter gehen. Sei Du mein Berater und mein und meiner Kinder Versorger. Du hast uns verheißen: ich will Dich nicht verlassen, noch versäumen. Ich fasse Dich bei Deinem Wort, und bitte Dich, Du wollest mir täglich den Weg zeigen, den ich gehen soll, und mich in allen Dingen Deine Treue erfahren lassen. Erhöre mich, Herr, um Deines großen Namens willen. Amen.