unbekannt

Ach gieb und verleihe du, allerliebster Herr JEsu, daß, wie ich mich jetzo mit dem Leib aufrichte, also ich auch meine Seele und Gemüth von dem Irdischen zu dem Himmlischen mit herzlichem Verlangen erhebe, und mich sehne nach dem, das droben ist. Weil du mich aufrichtig gemacht hast, so verleihe, daß ich meine Augen allezeit zu dir aufhebe und aufrichtig vor dir wandle und handle. Wenn ich auch diesen Tag wider meinen Willen im Gewissen fallen möchte, ach so richte mich alsobald wieder auf mit deiner allmächtigen Gnadenhand. Amen.

Morgengebet

Wenn du aufstehest, seufze:

Das walt Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Amen. Dir befehle ich mich Gott Vater, der du mich erschaffen hast; dir befehle ich mich Gott Sohn, der du mich erlöset hast; dir befehle ich mich Gott, Heiliger Geist, der du mich in meiner Taufe geheiligt hast. O heilige Dreifaltigkeit, segne und behüte mich heut und allezeit zur ewigen Seligkeit. Amen.
*C. Jäger*

/Mag. Christoph Jäger, geb. zu Schkeuditz um 1613, gestorben zu Meißen 1675 als Pastor zu St. Afra./

August Hermann Francke – Morgengebet

Lieber himmlischer Vater, ich lobe und preise dich auch für diese Nacht, die du mich überleben und für diesen Tag, den du mich erleben lassen.

Laß das rechte göttliche, geistliche und himmlische Leben, das aus dir ist, durch den Geist der Gnaden in mir neu werden, damit nicht ich lebe sondern Christus in mir, und ich im Glauben des Sohnes Gottes stets erneuertwerde, als eine Pflanze der Gerechtigkeit zu grünen und zu blühen, dir zum Preise, und auszubrechen in lebendige und dir wohlgefällige Früchte des Geistes, meinem Nächsten zu Nutz und Dienst. Ich ergebe mich dir aufs Neue, o Vater: Mache mit mir, was dir wohlgefällt. Reinige, erläutere und bewahre mich, daß ich ein rechtschaffner Christ sei und zu dem Israel Gottes gehöre, über welchem ist Friede und Barmherzigkeit. Ich begehre keine Ehre als deine Kindschaft, keinen Reichthum als die Gerechtigkeit Jesu Christi, keine Freude als die gnadenreiche Einwohnung des heiligen Geistes.

Für mein Leibliches wirst du wohl sorgen, denn du hast gesaget: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. Doch bewahre mich vor Müssiggang. Laß mich arbeiten, nicht aus Geiz sondern aus herzlicher Leibe gegen meinen Nächsten.

Laß deine Barmherzigkeit sich ausbreiten über alle Menschen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen, und deine Güte über alle deine Geschöpfe. Gedenke deiner Kinder, die dich kennen und in der Einigkeit des Geistes verbunden sind als lebendige Glieder an ihrem hochgelobten Oberhaupte Jesu Christo. Laß unser aller Gebet Ein Gebet sein vor dir durch Christum, in welchem du uns dir selbst angenehm gemacht hast. Sei du selbst eine ewige Vergeltung allen denen, die mir Liebe beweisen. Meine Beleidiger siehe mit erbarmendem Auge an und vergieb ihnen, gleich, wie ich ihnen von Herzen vergebe. Alle meine Anverwandte lege ich in deine Liebesarme. Kirchen und Schulen, Obrigkeit und Unterthanen befehle ich dir, mein Gott. Ach, siehe an den elenden Zustand in allen Ständen, mache dich auf und hilf uns, daß deine Ehre gerettet und des gottlosen Wesens ein Ende werde. Hilf den Armen und Elenden, die zu dir schreien. Herr mein Gott, verschmähe mein Gebet nicht, sondern erhöre mich um Jesu Christi willen. Amen.

Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses

Johann Albrecht Burk – Morgengebet

Lob und Dank sei dir gesagt, o lieber Gott und Vater, daß du mich diesen Morgen wieder gesund hast erleben lassen. Ich gebe dir mein ganzes Herz, mache es gut, gehorsam und fromm. Dich will ich kindlich lieb haben, dir zur Ehre will ich leben, das Böse und allen Leichtsinn will ich meiden und am Guten meine Freude haben. Gieb mir dazu deine Gnade und Kraft; so will ich dir auf den Abend fröhlich und herzlich dafür danken. Amen.

Allgemeines evangelisches
Gesang- und Gebetbuch
Hamburg 1846
Agentur des Rauhen Hauses

Kaspar Löner – Morgengebet

Das walt Gott Vater, Sun und Heiliger Geist, Almechtiger Gott, genediger barmhertziger Vater, Ich sage dir lob vnd danck, das du mich diese nacht behütt hast vor allem übel. Ich bitt dich, lieber Herr, verleyhe mir auch dißen tag nach deinem genedigen willen zu leben, daß ich alßo im zeitlichen müg wandeln, damit ich das ewig nicht verliere, durch Jesum Christum, deinen einigen Sun, vnsern lieben Herren, Amen. Vater vnser rc.

Johann Arnd – Morgengebet

Barmherziger, gnädiger Gott, du Vater des ewigen Lichtes und Trostes, dessen Güte und Treue alle Morgen neu ist, dir sei Lob, Ehre und Dank gesagt, für das liebliche Tageslicht, und daß du mich in dieser finsteren Nacht so gnädig bewahrt und mir sanften Schlaf und Ruhe verliehen hast.

Laß mich nun auch in deiner Gnade und Liebe, unter deinem Schutz und Schirm wieder fröhlich aufstehen und das liebe Tageslicht nützen und froh gebrauchen. Vor allen Dingen aber erleuchte mich mit dem ewigen Lichte, welches ist mein Herr Jesus Christus, daß er in mir leuchten möge mit seiner Gnade und mit seiner Erkenntnis; erhalte, mehre und stärke in meinem Herzen das Lichtlein des Glaubens, erwecke deine Liebe in mir, befestige die Hoffnung; gib mir wahre Demut und Sanftmut, daß ich wandle in den Fußstapfen meines Herrn Jesu Christi, und laß mir deine göttliche Furcht in allem meinem Tun vor Augen sein.

Treibe von mir aus alle geistliche Finsternis und die Blindheit des Herzens; behüte mich diesen Tag und allezeit vor Aberglauben und Abgötterei, vor Hoffart und Lästerung deines Namens, vor Verachtung deines Wortes, vor Ungehorsam, vor Haß und Zorn, daß die Sonne diesen Tag nicht möge über meinem Zorn untergehen. Bewahre mich vor Feindschaft und Neid, vor Unzucht, vor Ungerechtigkeit, vor Falschheit und Lügen, vor dem schändlichen Geiz, vor aller bösen Lust und Vollbringung derselben. Erwecke in mir einen Hunger und Durst nach Dir und deiner Gerechtigkeit. Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.

Laß mir heute begegnen das Heer deiner heiligen Engel, wie dem Jakob; tue denselben Befehl, daß sie mich auf allen meinen Wegen und auf den Händen tragen, daß ich meinen Fuß nicht an einen Stein stoße. Ich anbefehle dir heute meine Gedanken, mein Herz und Sinnen und alle meine Anschläge, ich befehle dir alle meine Werke, daß sie zu deines Namens Ehre und zum Nutzen meines Nächsten gereichen. Mache mich zum Gefäß deiner Barmherzigkeit und zum Werkzeug deiner Gnade.

Segne all mein Tun; laß meinen Beruf glücklich fortgehen und wehre allen denen, die ihn hindern. Ich anbefehle dir meinen Leib und meine Seele, meine Ehre und mein Gut. Laß mich deine Gnade und Güte allzeit begleiten. Halte deine Hand über mir, ob ich gehe oder stehe, sitze oder wandle, wache oder schlafe. Behüte mich vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleiicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt. Segne meine Nahrung, gib mir, was dein Wille ist, zu meiner Notdurft, aber laß mich deine Gaben nicht mißbrauchen.

Behüte uns alle vor Krieg, Hunger, Seuchen und vor einem bösen schnellen Tod. Behüte meine Seele; behüte meinen Ausgang und Eingang, von nun an bis in Ewigkeit. Beschere mir ein seliges Ende und laß mich des jüngsten Tages und der Erscheinung der Herrlichkeit meines Herrn Jesu Christi mit Verlangen und Freuden warten.

Gott, der Vater segne und behüte mich, Gott, der Sohn erleuchte sein Antlitz über mir und sei mir gnädig; Gott, der heilige Geist erhebe sein Antlitz über mich und gebe mir seinen Frieden.

Georg Friedrich Blaul – Morgengebet am Samstag

Erwachet, Harf‘ und Psalter,
Gott hat den Tag gemacht!
Dankt, danket dem Erhalter,
Dem Hüter in der Nacht;
Erwachet, ihn zu loben,
Gott hat den Tag gemacht!
Der Hüter sei erhoben,
Der Hüter in der Nacht.
Ja, du lieber Gott, du treuer Menschenhüter, dir sei Preis und Dank gebracht für deine grundlose Liebe und Treue, die du bis heute an mir bewiesen hast. Du hast mich noch an keinem Tage verlassen, bist noch in keiner Nacht von mir gewichen, und segnest mich allezeit mit irdischen und himmlischen Gütern. Dir danke ich meine Erschaffung, meine Erhaltung, meine Erlösung durch Jesum Christum; dir werde ich einst noch besser meine Berufung zum ewigen Leben danken, wenn du mich zu meinen Vätern versammeln wirst. Gib aber auch, dass ich immer das Ende bedenke, deine Gaben recht gebrauche, und so deiner Verheißungen immer würdiger werde.

Ach Herr! ich arbeite wohl die ganze Woche, aber wie wenig ich dir ähnlicher geworden bin, wenn der letzte Tag derselben herankommt, das erkenne ich jetzt wieder recht lebhaft. Und doch soll ich vollkommen werden, wie du, himmlischer Vater, vollkommen bist! – Verhilf du mir dazu! Behüte mich vor allem Argen in Gedanken, Wort und That; wecke dagegen alle Kraft zum Guten im meiner Seele auf, und stärke und vermehre sie noch durch deine Kraft, dann muss es mir gelingen. Heute lass mich neu beginnen, nach jenem Ziele zu laufen, und lass mich nicht mehr ermatten, noch aufhören, immer näher zu dir zu dringen. Vor Allem gib mir die Liebe in das Herz, die mich dir am ähnlichsten macht. Gib, dass meine Arbeit Wohlthaten verbreite unter den Meiningen und unter recht vielen Menschen. Wenn Unglückliche und Leidende mir begegnen, so schließe mein Herz auf, dass ich sie mitleidsvoll tröste, so viel ich vermag, dass ich den Dürftigen meine Hand öffne, wie du sie immerdar über mir offen hältst, und mich segnest mit jeglichem Gute.

Und so hilf mir nun diese Woche noch glücklich vollenden. Sei heute und fernerhin mein Schirm und Schild gegen alles, was mir schaden könnte; sei mir freundlich, fördere das Werk meiner Hände, noch mehr aber das Werk meiner Heiligung. Amen.

Georg Friedrich Blaul – Morgengebet am Freitag

Wenn ich erwache, so rede ich von dir, mein Gott und Hort; dir gebühret vorerst Lob, Preis und Dank, ehe ich an etwas anderes denke. Dein treues Auge war über mir offen, und deine Rechte hat mich erhalten. Aus deiner Fülle habe ich Kraft genommen, mein irdisches Tagewerk mit neuem Muthe zu beginnen; nun gib aber auch, dass es einen gesegneten Fortgang habe. Ohne deine Hülfe müsste ich ermatten und erliegen, denn die Plage eines jeden Tages ist für menschliche Kraft gar oft zu schwer. Doch wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten, und von Herzen dir nachwandeln.

Und wenn auch Mühe und Arbeit mich noch so schwer drücken, wenn du mich selbst mit Leiden und Kummer heimsuchen solltest, so will ich doch nicht verzagen; auf Jesum Christum, meinen Herrn, will ich schauen, dem du an jenem großen Freitage mehr Kreuz auferlegtest, als ich und Andere zu tragen vermöchten. Ja, mein treuer Heiland, dein stilles Dulden ist mein Trost, der Muth und die Ergebung, womit du von Schmerz zu Schmerzen gingst, soll mein stetes Vorbild sein. Ich will um so unermüdeter sein, da du gearbeitet und gelitten hast, damit wir Frieden hätten, da du uns geoffenbaret, dass der Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, welche dort bereitet ist für die, denen du die Krone des Lebens geben willst.

So kommen denn über mich, was Gottes heiliger Wille ist. Ist es Segen und Wohlfahrt, so will ich mich mit Dank des guten Tages freuen, ist es aber Beschwerde, so will ich den bösen Tag auch für gut nehmen, weil du, Herr, ihn gegeben; und will Alles tragen, Alles dulden, Alles hoffen mit dir, mein göttlicher Freund und Erlöser, von dessen Liebe mich keine Freude, aber auch keine Trübsal scheidet. Ich vermag ja Alles durch den, der mich mächtig macht.

Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen,
Wenn ich in deiner Liebe ruh‘!
Ich traure nicht, was kann mich quälen?
Mein Trost, mein Licht, mein Heil bist du.
Bei dir vergess‘ ich meine Leiden;
Denn, o wie viele hohe Freuden
Genieß‘ ich nicht, vereint mit dir!
Hier ist mein Himmel schon auf Erden;
Wie könnt‘ ich jemals muthlos werden?
Bist du doch überall mit mir. Amen.

Georg Friedrich Blaul – Morgengebet am Mittwoch

Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe! höre meine Stimme; denn obschon ich Staub und Asche bin, so bin ich doch dein Kind und darf mich unterwinden, mit dir zu reden. Dank, inniger, herzlicher Dank ist es, was meine Seele in diesem Augenblicke bewegt, wenn auch Zunge und Lippe ihn nicht würdig genug auszusprechen vermögen. Du hast mich abermals sanft und sicher ruhen lassen unter dem Schatten deiner Flügel, und lässest nun dein Antlitz über mir leuchten in einem neuen, schönen Morgen. Wie gütig bist du, Herr! Aber wie mahnest du mich auch so ernst an diesem Morgen! Herr, ich verstehe dich; ich merke wohl, die Zeit eilt schnell dahin, und uns Menschen selbst lässest du dahinfahren wie einen Strom, wir selbst sind wie ein Schlaf und unser Leben wie ein kurzer Traum. Das alles sagt mir der heutige Tag. Mit ihm geht wieder eine halbe Woche unter, und wenn du Rechenschaft darüber forderst, was ich bis heute Gutes gethan, um wie viel ich selbst besser geworden: so vermag ich dir darauf kaum zu antworten. Ich hätte viel mehr Gutes thun, viel besser werden können, wenn ich meiner Pflichten und meines Heiles mehr eingedenk gewesen wäre, meine natürliche Trägheit kräftiger überwunden, und in Allem meinem Vorbilde Jesu Christo eifriger nachgestrebt hätte.

Doch ich bitte dich, Herr, verdamme mich deshalb nicht, sondern hilf meiner Schwachheit mächtig auf, und gib zum neuen, ernsteren Wollen das Vollbringen nach deinem Wohlgefallen. Räume darum alle Hindernisse weg, die meinen Lauf nach dem Ziele der Vollendung hemmen könnten. Vor allem hilf mir mein eigenes Herz bezwingen, das noch so träge zum Guten ist; fülle es an mit deiner Kraft, und lass mich von dieser Stunde an Gutes thun und nicht müde werden, damit ich zu seiner Zeit ärnten möge ohne Aufhören. Amen.

Georg Friedrich Blaul – Morgengebet am Dienstag

Wahrlich! wahrlich! es ist also, wie die Männer nach deinem Herzen, o Gott, schon vor Jahrtausenden rühmten: Deine Treue ist groß, deine Barmherzigkeit währet ewig und deine Gnade für und für. Wenn es Abend wird, habe ich Ursache, dir zu danken, und wenn der Tag am Himmel herauf kommt, muss ich dich preisen, denn du lässest deine Güte neu werden über mir mit jedem Morgen. Durch Ruhe und Schlaf erquickt und gestärkt bin ich erwacht, und sehe mein Haus bewahrt und die Meiningen alle wohl erhalten. – Von ganzer Seele danke ich dir dafür, du liebreicher Vater im Himmel. Vollende nun auch für diesen ganzen Tag das Werk deiner überschwänglichen Güte. Gib Kraft und Gedeihen zu dem nützlichen Werke, das ich nun beginnen will; bewahre meinen Fuß, dass er nicht von dem Pfade des Rechtes weiche; mein Auge, dass es sich nicht nach Verbotenem gelüsten lasse; meine Hand, dass sie nichts Übles thue, und meine Lippen, dass sie nicht trügen. Mitten in meiner Arbeit sei du mir allezeit vor Augen und im Herzen. Vermehre meine Kenntniss von allem Schönen und Nützlichen, noch weit mehr aber die Erkenntniss deines heiligen Willens und die Liebe zu dir, zu Jesu Christo und zu allen Brüdern. Lass mein Herz nicht nur an meinem Wohlergehen und an dem Gedeihen meiner Angehörigen sich erfreuen, sondern lass mich Glück und Zufriedenheit auf den Angesichtern aller lesen, die mir heute begegnen werden. Und wenn du mich selbst gebrauchen kannst als Werkzeug zur Verbreitung solches Glückes und solcher Zufriedenheit: so würdige mich dessen, damit ich meinen Brüdern einen Theil dessen abragen könne, was ich dir in so hohem Maaße schuldig bin. – Wie du mich aber auch diesen Tag hindurch führest, führe mich nur so, dass ich am Abend rühmen möge: Es hat Alles ein glückliches Ende genommen, der Herr war mir gnädig. Gib, dass du mich nicht als faulen und ungetreuen Knecht erfindest, und entziehe mir die beseligende Hoffnung nicht, dass ich einst eingehen darf zu meines Herrn Freude. Amen.