Ach du ewiger und einiger Friedefürst Jesu Christe, du allerseligste und höchste Ruhe aller gläubigen Seelen! du hast gesagt: Kommt zu mir, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. In der Welt habt ihr Angst, in mir habt ihr Friede. Ach wie oft habe ich Ruhe gesucht in dieser Welt und im Zeitlichen, habe sie aber nicht gefunden. Denn es kann die unsterbliche Seele nicht gesättigt, noch gestillt, noch besänftigt werden, denn mit unsterblichen Dingen, nämlich in dir und mit dir. O du unsterblicher Gott, wo du nicht bist, da ist keine Ruhe der Seele. Denn alles Zeitliche eilt zum Untergang, und verschleißt wie ein Kleid. Die Erde veraltet wie ein Gewand, sie verwandelt sich, und du, unwandelbarer Gott, wirst sie verwandeln. Wie sollte denn meine unsterbliche Seele in den sterblichen, wandelbaren, flüchtigen Dingen Ruhe finden? Denn gleichwie du, lieber Gott, unser Schöpfer, in keiner Kreatur ruhen wolltest, ohne in dem Menschen, denn als du den Menschen geschaffen hattest, ruhtest du von deinen Werken: also kann des Menschen Seele in keiner Kreatur ruhen, denn allein in dir, o Gott. Meine Seele kann nicht gesättigt werden, denn mit dir, o Gott, der du alles Gut bist. Darum hungert und dürstet meine Seele nach dir, und kann nicht eher ruhen und gesättigt werden, sie habe dich denn selbst. Deshalb du, mein Herr Christe, wohl gesagt hast: Wen da dürstet, der komme zu mir. Du bist meiner Seele Ursprung, darum kann sie nirgend ruhen, denn in dir. Darum rufe meine Seele und sprich zu ihr: Komm, meine Taube, meine Taube, in den Steinritzen und Felslöchern. Das sind deine Wunden, Herr Jesu, o du Fels des Heils, in welchen meine Seele ruht. Denn auch dein lieber Apostel Thomas nicht eher ruhen konnte, er hatte denn seine Hand gelegt in deine Wundmale. Das sind unsere Heilbrunnen, unsere Friedensbrunnen, unsere Liebebrunnen. Ach mein Herr Jesu, wie brünstig ist deine Liebe, wie rein ist sie ohne alles Falsch, wie vollkommen, wie unbefleckt, wie groß, wie hoch, wie tief, wie herzgründlich! Ach lass meine Seele in dieser deiner Liebe ruhen, in deinem Herzen, in welchem kein Falsch ist noch Betrug; da ruht sie ohne Furcht, sanft und sicher. Ach lass alle meine Sinne ruhen in dir, dass ich dich in mir höre freundlich reden, o du höchste Freundlichkeit; dass meine Augen dich anschauen, o du höchste Schönheit; dass meine Ohren dich hören, o du höchste Lieblichkeit; dass mein Mund dich schmecke, o du höchste Süßigkeit; dass ich von dir empfinde den edlen Geruch des Lebens, o du edle Blume des Paradieses! Lass meine Arme dich mit Liebe umfahen, o du lieblichster Bräutigam; mein Herz in dir jauchzen, o meine Freude; meinen Willen deiner allein mit Verlangen begehren, o meines Herzens einige Begierde; meinen Verstand dich allein erkennen, o du ewige Weisheit; alle meine Affekten und Begierden in dir allein ruhen, o Jesu, meine Liebe, mein Friede, meine Freude! Nimm weg aus meinem Herzen alles, was du nicht selber bist. Du bist mein Reichtum in meiner Armut. Du bist meine Ehre in meiner Verachtung. Du bist mein Lob und Ruhm wider alle Verleumdung. Du bist meine Stärke in meiner Schwachheit. Du bist mein Leben in meinem Tode. Ach wie sollte ich nicht in dir ruhen? Bist du mir doch alles. Du bist meine Gerechtigkeit wider meine Sünde, meine Weisheit wider meine Torheit, meine Erlösung wider meine Verdammnis, meine Heiligung wider meine Unreinigkeit. Komm zu mir und stille mein Herz, halt in mir deinen Sabbat. Lass mich hören, was du in mir redest. Lass mich empfinden, dass du in mir lebst, o mein Leben; wie du mich liebst, o meine Liebe; wie du mich tröstest, erquickst, erfreust und erleuchtest, o mein Trost, o meine Erquickung, o mein Licht! Lass mich dir mein ganzes Herz geben, dieweil du mir dein ganzes Herz gegeben hast. Lass mich von mir selbst ausgehen, auf dass du zu mir eingehst. Lass mich mein Herz ausleeren von der Welt, auf dass du mich mit himmlischen Gaben erfüllst. O Jesu, meines Herzens Ruhe, du heiliger Sabbat meiner Seele, bringe mich in die Ruhe der ewigen Seligkeit, da Freude die Fülle ist, und lieblich Wesen zu deiner Rechten ewig. Amen.
Schlagwort: Ruhe
Magnus Friedrich Roos – Sonntag Morgengebet
Durch Deine Gnade, HErr Jesu, haben wir nun wieder eine neue Woche angetreten, und denjenigen Tag erlebt, welchen wir zur Ruhe des Leibes und der Seele anwenden sollen. Wo sollen wir aber die Ruhe der Seele finden, als in Dir? Und wo sollen wir Dich finden, als in Deinem Wort? So laß Dich also heute von uns als den Wahrhaftigen und Lebendigen, und als das Licht und Leben der Menschen in Deinem Wort finden, und durch dasselbe von uns genießen. Bestrafe, tröste und unterweise uns durch dasselbe, wie wir’s bedürfen, damit unsere Seelen genesen. Laß uns nicht in unerkannten Sünden dahin gehen, oder in einem schädlichen Selbstbetrug stecken, sondern wirke durch Dein wahrhaftiges Wort eine wahre Zerknirschung und Demuth, einen wahren Glauben und eine wahre Heiligkeit in uns. Ja bearbeite uns so durch Dein Wort, daß wir als rechtschaffen von Dir erfunden werden, wenn Du uns nach demselben richten wirst. Bewahre uns auch vor allen falschen, fremden und unkräftigen Lehren, vor aufblähender Wissenschaft, und vor aller leeren Einbildung, welche durch die List böser Geister unterhalten wird. Lehre uns, der Du die Wahrheit bist, leite uns, der Du der gute Hirte bist, pflege unserer nach Deiner sanften Liebe, die sich zu den Niedrigen herunterläßt. Wir unterwerfen uns Deinem sanften Joch bei dem Anfang dieser Woche auf’s Neue, und bitten Dich, du wollest selbst alles Widerstreben gegen Dich in uns zernichten und zerstören. Sei Deinen Knechten gnädig, die heute uns Dein Wort verkündigen sollen, und lenke ihre Herzen, dasjenige zu reden, was den Zuhörern nöthig und heilsam ist: diesen aber thue die Herzen auf, und öffne ihr Verständniß, damit Dein Wort bei ihnen Eingang finde und Frucht schaffe. Segne auch die Haus-Andacht aller heilsbegierigen Christen, und wo Zwei oder Drei in Deinem Namen versammelt sind, da sei mitten unter ihnen. Amen.
Wahrhaftiger, gib uns Dein Wort,
Bis wir Dich selber sehen,
Und lehre uns an Einem fort
Im Weg der Wahrheit gehen.
Amen.