Basilius von Cäsarea – Bußgebet

Herr und Gebieter Jesu Christe, nimm an meine Buße, neige dein Ohr zu mir, denn ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht wert, aufzublicken zu den Höhen deiner Herrlichkeit. Doch du, o Herr, harrtest allewege auf meine Umkehr. Weil du das Werk deiner Hände nicht verderben willst, sondern willst, dass allen geholfen werde, darum auch ich, ob ich auch gleich nicht wert bin weder des Himmels noch dieses zeitlichen Lebens, so bin ich doch dein Werk, von dir erschaffen, und verzweifle nicht an meinem Heil, sondern nahe mich deiner unermesslichen Barmherzigkeit. So nimm denn auch mich an wie die Ehebrecherin, wie den Schächer, wie den Zöllner, wie den verlorenen Sohn. Nimm weg meine schwere Sündenlast, der du die Sünde der Welt hinwegnimmst. Lehre mich vollbringen das Heilige, dass ich an deinem Heil teilnehme und du in mir lebst und wohnest, damit ich ein Teilnehmer werde an deinen unvergänglichen Gütern. Amen.

Thomas von Kempen – Bußgebet

Herr, ich will gegen mich selbst bekennen meine Ungerechtigkeit: dir, o Herr, will ich bekennen meine Schwachheit. Oft wirft mich eine kleine Veranlassung darnieder und betrübet mich. Ich nehme mir vor tapfer zu streiten, aber wenn auch nur eine erträgliche Versuchung über mich kommt, so bin ich alsbald in großer Noth. Aus dem Geringfügigsten erwächst mir oft schwere Anfechtung. Und wenn ich mich nur einigermaßen sicher glaube, während ich die Anfechtung nicht fühle, so finde ich mich bald darauf gänzlich selbst von schwachen Angriffen überwunden.

Blicke, o Herr, auf meine Niedrigkeit, und auf die Gebrechlichkeit, die dir bekannt ist. Erbarme dich mein und reiße mich aus dem Sündenschlamm, damit ich nicht gar darin untergehe und ewiglich darin verharre. Das ist es was mich oft peinigt und bestürzt macht, wenn ich vor dein Angesicht trete, daß ich so leicht wanke und so schwach bin, meinen Leidenschaften zu widerstehn. Denn ob ich wohl nicht immer in dieselben willige, so ists mir doch eine schwere Last, daß ich so von ihnen angesteckt bin, und es verdrießt mich immer so im Streite zu leben. Siehe, so groß ist meine Schwäche, daß die bösen und eiteln Gedanken wohl leichlich in mich eingehn, aber schwer sich vertreiben lassen.

O schaue doch, du starker Gott Israel, du eifriger Liebhaber der gläubigen Seele, schaue doch an die Mühe und den Schmerz deines Kindes, und stehe mir bei in allem meinen Vornehmen. Stärke mich mit Kraft aus der Höhe, damit nicht der alte Mensch, das elende Fleisch, das dem Geiste noch nicht völlig unterworfen ist, die Oberhand gewinne und behalte. Stehe mir bei im Kampfe dagegen, der mir, so lange ich in diesem elenden Leben athme, beständig obliegt, daß ich dereinst ans Ziel gelange und die Krone erringe, die du den treuen Streitern aufbehalten hast.

Calvin, Jean – Buße und Umkehr

Du hörst nicht auf, uns auch heute noch früh und spät zu dir zu rufen. Du mahnst uns beständig zur Buße und gibst die Verheißung, uns erhören zu wollen, wenn wir die Zuflucht nehmen zu deiner Barmherzigkeit. Da gib, allmächtiger Gott, daß wir diese große Güte nicht verachten und unser Ohr deinem Ruf nicht verschließen. Laß uns deiner gnädigen Erwählung gedenken als der ersten aller Gnadengaben, deren du uns würdigst, und danach trachten, uns so in deinen Dienst zu stellen, daß dein Name durch unser ganzes Leben verherrlicht wird. Und wenn wir dann von dir abweichen, so laß uns bald auf den rechten Pfad zurückkehren und deinem heiligen Ruf gehorsam sein. Laß es sichtbar werden, daß wir von dir erwählt und berufen sind. Wecke in uns die Sehnsucht, fest zu beharren in der Hoffnung auf jenes Heil, zu dem du uns rufst, und das uns bereitet ist im Himmel, durch unsern Herrn Jesus Christus.

Caspar Kantz – Bußgebet

O barmhertziger ewiger gott ich beken vnd klag dir alle meine sünd . denn ich hab dir allein gesündiget/ vnnd meine sünd richten vnd verdammen mich an allen orten. Wo ich bin oder hinflieh/ so volgen sye mir nach vnd stond vor meinen augen. O mein gutiger gott/ wie vil sünd hab ich vor dir verbracht/ die ich vß schamm vnd forcht/ vor keinen menschen verbracht het. Auch bin ich in sünden entpfangen vnd geboren/ vnd ist all mein leben/ thun vnd lassen nichts denn sünd. Darzu hab ich dein volck mit meinen sünden offt beleidiget vnd betrübt/ darumb ich dich billich fürchten vnd flyehen solt/ als ein gestrengen richter aller boßheit . Aber ich weiß das du ein guttiger gott bist/ vmb der sünder willen mensch worden/ bist kommen in dise welt zu beruffen nit die gerechten/ sonder die armen sünder zu der buß . Du hast auch gesagt . Komendt här zu mir alle die ir arbeiten vnd beschwärdt seind/ ich wil eüch erquicken vnnd helffen . Darumb fleüßt mein seel in wanckelmutigkeit zwischen der forcht vnnd hoffnung/ yetzt verzwyfel ich vß forcht der sünd/ die ich in mir erkenn vnt entpfind/ dan werd ich wider getröst vnnd erhebt vß hoffnung deiner barmhertzigkeit . Yedoch die weil dein barmhertzigkeit grösser ist dann mein dürfftigkeit/ so will ich allzeit hoffen in dich . Denn du allein bist mein gott vnd herr/ mein saeligmacher vnnd tröster/ mein heyland vnd einige zuuersicht . Darumb bit ich dich demütigklich vnd hertzlich/ durch deines leydens willen vnd kostbarlichen bluts/ vmb vergebung meiner sünden/ vnnd das du seyest mein hoffnung vnd mein sterck/ yetzund auch in der stund meines abscheids . Amen!

Martin Luther – Buß- und Beichtgebete

Lieber Gott, regiere du mich, daß ich mit geistlichem Auge meine angeborene Seuche und Schwachheit erkenne und bekenne, und also zur rechten Erkenntniß geführt, und durch deinen heiligen Geist regiert, gereinigt und geheiligt werde. Amen.

All mein Vermögen ist nichts, all meine Klugheit ist Blindheit und die grüßte Thorheit, alle meine Frömmigkeit und Leben ist zur Hölle verdammt; darum befehle ich mich deiner Gnade; regiere mich nach deinem Geiste; laß nur nichts in mir, daß ich mich selbst regiere; halte mich in deinem Schosse.

Herr, rechne nicht mit mir; ich weiß doch je nicht mit meinen Werken zu bestehen; ich will wohl gern mich vor Sünden hüten und fromm seyn, aber damit ist mir nicht geholfen. Das allein hilft mir, daß wir sollen selig werden durch Vergebung der Sünden.

Luc. 15, 7. Ach Gott! das sind deine Worte, daß über einen Sünder, der sich bekehret, eine größere Freude ist im Himmel, denn über neun und neunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen, und daß alle Gerechten und Engel sollen deß Sünde vertreten und decken. Nun, ach Gott! ich bin da, der ich meine Sünde fühle; ich bin schon gerichtet, mir ist nur alleine eines Hirten vonnöthen, der mich suche, darum will ich mich frey auf dein Evangelium erwegen. – Ach Gott! Ich weiß, daß du das gesagt hast, Ich will mich an die Worte halten, ich sey das Schaf und der Groschen, du seyest der Hirte und das Weib.

Matth. 15, 26. Ach Vater! das laß dich. barmen, und versage uns nicht darum das liebe (Himmels-) Brod; sondern, daß wir nicht genug thun deinem heiligen Wort, ist uns leid, und bitten, wolltest Geduld mit uns armen Kindern haben, und uns erlassen solche unsere Schuld, und ja nicht mit uns ins Gericht gehen; denn Niemand vor dir gerechtfertigt ist. Siehe an dein Verheißen, daß wir unsern Schuldigern herzlich vergeben; denn du versprechen hast Vergebung, nicht daß wir durch solche Vergebung würdig sind deiner Vergebung, sondern daß du wahrhaftig bist, und gnädiglich Vergebung versprechen allen, die ihrem Nächsten vergeben; auf dein Versprechen verlassen wir uns.

Ich bin ein armer Sünder; o Gott, vergieb mir meine Sünde; ich will gern meines Verdienstes geschweigen, schweige du allein deines Gerichts. Also sagt David: Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir wird kein Lebendiger rechtfertig seyn. – O Gott, ich will mit meinen Werken nichts vor dir verdienen, sondern sie allein dahin richten, daß ich damit dem Nächsten diene, und will mich an deine bloße Barmherzigkeit halten.

O du gütiger Heiland! wie weislich hast du es angegriffen! Du bist ja mein Bruder, das weiß ich, wie im 22. Psalm V. 23 stehet: Ich will deinen Namen erzählen meinen Brüdern; wie es auch die Epistel an die Ebräer (K. 2, 12) einführet. Ob du nun gleich Gott bist, mein Herr Christe, und gleich ein König Himmels und der Erden, so kann ich mich nicht vor dir fürchten; denn du bist mein Freund, mein Bruder, mein Fleisch und Blut. Laß mich das nicht irren, daß ich ein Sünder bin und du heilig. Denn wäre ich nicht ein Sünder gewesen, so hättest du nicht für mich dürfen leiden; darum bin ich getrost! –

Psalm 5l, 1. Ach Gott! Kein Mensch noch Kreatur mag mir helfen noch mich trösten, also groß ist mein Elend; denn nicht leiblich noch zeitlich ist mein Schaden; darum du, der du Gott bist und ewig, allein mir helfen kannst: erbarme du dich mein; denn ohne dein Erbarmen alle Dinge mir schrecklich und bitter sind. Nun bitte ich aber dein Erbarmen; nicht das kleine, als du dich zeitlich über die leibliche Noth erbarmest; sondern nach deiner großen Barmherzigkeit, als so du dich über der Seelen Noth erbarmest. Tilge meine Uebertretung nach deiner großen Barmherzigkeit.

Psalm 130, 1. O lieber Herr, wir können nicht mit dir rechten, noch vor Gericht handeln, wir wollen auch nicht von unserer Gerechtigkeit oder Sünde vor dir handeln; denn wenn du, Herr, die Sünde willst zurechnen und uns vor Gericht fragen, ob wir fromm und gerecht sind, so ist es mit uns verloren. Darum so wollen wir vor solchem Gerichte zu dem Stuhl deiner Barmherzigkeit appelliren und unsre Zuflucht zu deiner Güte haben. Haben wir nun was Gutes gethan, so ist es aus deiner Gnade geschehen. Wende derohalben die Augen deiner Barmherzigkeit, nicht der Gerechtigkeit deines strengen Gerichts zu uns. Denn wenn du die Sünde uns wirst zurechnen, oder dieselbigen sehen, so wird unser keiner selig.

Lieber Herr! Vor der Welt bin ich wohl unschuldig und sicher, daß sie mich nicht strafen, noch vor den Richter führen kann. Denn ob ich nicht alles gethan habe, so begehre ich doch von einem Jeglichen, daß er mir vergebe um Gottes willen, wie ich auch Jedermann Vergebe. Damit habe ich sie gestillet, daß sie kein Recht mehr wider mich hat. Aber vor dir muß ich wahrlich die Federn niederschlagen, und mich selbst allerdinge zur Schuld bekennen, und sprechen wie David selbst Psalm 143, 2: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Mensch gerecht! Darum kann ich mit dir nicht handeln, wenn es soll Rechtens gelten; sondern will stracks appelliren und mich berufen von deinem Richterstuhl zu deinem Gnadenstuhl. Vor der Welt Richterstuhl laß ich wohl geschehen, daß man mit mir vom Recht handelt; da will ich antworten und thun, was ich soll. Aber vor dir will ich kein Recht wissen, sondern zum Kreuz kriechen, und Gnade bitten und nehmen, wo ich kann.

Psalm 90, 14. O Herr, thue überflüssige Barmherzigkeit; nicht eine sondere, dadurch das Königreich oder die Gesundheit erhalten wird. Wir bitten die Fülle und den Ueberschwall deiner Barmherzigkeit. Denn in diesem Jammer, so das ganze menschliche Geschlechte drückt, ist nicht genug die getheilte oder sondere Barmherzigkeit, und die gleichsam, also zu reden, tröpfleinsweise Barmherzigkeit ist; sondern wir bedürfen einer ganzen Sündfluth, und ein Meer, das uns genugsam sey. Alsdann wollen wir rühmen und fröhlich seyn. Denn allein die Barmherzigkeit, so uns von der Sünde erlöset, und der ewigen Seligkeit versichert, gebiert ewige und wahrhaftige Freude, Dankbarkeit und Danksagung.

Ich bin deine Sünde, und du bist meine Gerechtigkeit. Um deßwillen bin ich sicher. Denn meine Sünde wird deine Gerechtigkeit nicht unterdrücken, und deine Gerechtigkeit wird mich keinen Sünder bleiben lassen! Gelobet sey Gott, mein Erbarmer und Erlöser. Auf dich will ich vertrauen, so werde ich nimmer zu Schanden werden.

Herr Gott, himmlischer Vater, der du nicht Lust hast an der armen Sünder Tod, lassest sie auch nicht gerne verderben, sondern willst, daß sie bekehret werden, und leben. Wir bitten dich herzlich, du wollest die wohlverdiente Strafe unsrer Sünde gnädiglich abwenden, und uns hinfort zu bessern deine Barmherzigkeit mildiglich verleihen, um Jesu Christi, unsers Herrn willen. Amen.

O allmächtiger Gott! wer ist, wie du bist? der du die Sünde vergiebst, und erlassest die Missethat den Uebrigen deines Erbtheils; der du deinen Zorn nicht ewiglich behältst, sondern willst barmherzig seyn. Du hast dich wieder zu uns gewendet, und dich unserer erbarmet, du hast unsre Missethat gedämpfet, und alle unsere Sunde in die Tiefe des Meeres geworfen. Diese Barmherzigkeit behält uns für und für, auf daß wir im Lichte deines Wortes wandeln, und aller Gefahr des Teufels und der Welt mögen entfliehen, durch Jesum Christum, deinen Sohn und unsern Erlöser. Amen, Amen, Amen.

Oswald Myconius – Bußgebet

O Herr, allmächtiger, ewiger und himmlischer Vater, wir bekennen wie billig, daß wir vielfältig wider deine Güte gesündigt haben, sowohl durch Undank gegen die unermeßliche Gabe deines heiligen Wortes, als auch gegen deine übrigen Gutthaten, durch die wir uns haben zu Muthwillen verleiten lassen. Wir haben verachtet die Ruthe deines Zorns, die du nun eine Zeitlang über uns gebraucht hast und die Drohungen noch schwererer Feinde, was wir am heutigen Tage schmerzlich empfinden. Hierin erkennen wir aber auch die Kraft und den Nutzen (die Wohlthat) deiner grundlosen Barmherzigkeit, da du o Herr! geredet: ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. Ja mit großem Ernste rufst du uns durch deine Propheten zur Reue, wenn du sprichst: Bekehrt euch zu mir mit ganzem Herzen, mit Fasten, mit Weinen und Klagen. Zerreisset eure Herzen und nicht die Kleider; bekehret euch zu dem Herrn euerm Gott; denn er ist gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte, und verzeihet die Sünde und Bosheit; deßhalb bitten wir dich, o barmherziger Gott aus einem ganz reuenden (von Reue durchdrungenen) Herzen, du wollest dich in dieser schweren Zeit über uns erbarmen und unsre Sünden uns verzeihen und den schweren Feind hinnehmen, so dieß nach deinem Willen ist. Wo nicht, so wollest du uns verleihen, daß wir diese deine Strafe mit rechtem Glauben und rechter Geduld tragen nach deinem göttlichen Wohlgefallen bis ans Ende. Hiebei verleihe um deines heiligen Namens willen der Obrigkeit rechte Erkenntniß der Wahrheit, daß sie das Schwert führe, voraus dein heiliges Wort, daß sie demnach Gerechtigkeit und Billigkeit schütze und schirme nach ihrem besten Vermögen. Gieb dem Volke inbrünstige Liebe zu deinem Evangelium, daß es mit allem Fleiß und Ernst sein Leben nach demselben bilde und gestalte. Gieb auch vor allen Dingen deinen Propheten, daß sie die himmlische Lehre führen (verkündigen) nach dem Sinne deines heiligen Geistes. Verleihe ihnen Standhaftigkeit wider alles, was sich untersteht gegen deine Wahrheit sich zu erheben, alles zu Ehr und Preis deines heiligen Namens, durch Jesum Christum unsern Herrn in Kraft und Herrlichkeit des heiligen Geistes, Amen.