Martin Luther – Um göttliche Regierung

Bewahrung vor allem Bösen und Erhaltung in allem Guten.

Allmächtiger Gott, der du bist ein Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne welches Gnade Niemand etwas vermag, noch etwas vor dir gilt: laß uns deine Barmherzigkeit reichlich widerfahren, auf daß wir durch dein heiliges Eingeben gedenken, was recht und gut ist, und durch deine Kraft auch dasselbige vollbringen, um Jesu Christi, deines Sohnes, unsers Herrn willen. Amen.

Ach lieber Vater! Dein Name werde geheiliget in uns! das ist: Gieb Gnade, daß wir also leben und so fromm seyen, daß dein göttlicher Name in unserm Leben von uns nicht geunehret werde; sonst, ohne deine Hülfe, schänden wir und Unehren deinen Namen. – Darum durch deine Gnade hilf mir, daß in mir mein Name abgehe und zunichte werde, auf daß du allein, und dein Name und Ehre in mir sey.

Jes. 52, 5. O Vater! das ist leider wahr; wir erkennen unsere Schuld; sey du gnädiger, Vater! und rechne nicht mit uns, sondern gieb deine Gnade, daß wir also leben, daß dein heiliger Name in uns geheiliget werde. Laß uns je nichts gedenken, reden, thun, haben oder vornehmen, es sey denn dein Lob und Ehre darinnen; daß also vor allen Dingen deine Ehre und Name, nicht unsre eigene eitle Ehre und Namen in uns gesucht werde. Gieb uns, daß wir dich, wie die Kinder einen Vater, lieben, fürchten und ehren.

O Vater! ich finde in mir, daß meine Natur von Art zu dem Bösen geneigt ist, daß sie allezeit das Ihre, Ihr Gerüchte, Nutzen, Frommen sucht an weltlichen oder äußerlichen und den innerlichen oder geistlichen Dingen. Ich bitte dich, brich meine Natur, meinen Willen, es gehe mir, wie es wolle, daß es alleine dir gefalle.

Jes. 5, 4. Das ist uns leid, daß wir deine heilsame Hand nicht verstehen noch leiden! O Vater! Gieb Gnade und hilf, daß wir deinen göttlichen Willen lassen in uns geschehen; ja ob es uns wehe thut, so fahre du fort, strafe, stich, haue und brenne, mache es, was du willst, daß nur dein Wille und ja nicht der unsere geschehe. Wehre lieber Vater, und laß uns nichts nach unserm Gutdünken, Willen und Meynung vornehmen und vollbringen. Denn unser und dein Wille sind wider einander: deiner alleine gut, ob er wohl nicht scheinet; unsrer böse, ob er wohl gleißet.

O Vater! Gieb uns Gnade, dadurch wir unsern Willen brechen mögen, auf daß wir uns ganz frei in dich verlassen, deinen Willen geduldig geschehen lassen, er düncke uns böse oder gut. O, Gott Vater, dein Wille geschehe, und alsdann wird zukommen dein Reich, und so wird auch in uns werden Ehre und Gloria, auch Heiligmachung deines göttlichen Namens.

Ps. 90, 18. O Herr, du hast uns deinen Sohn gegeben; erhalte solche deine Gabe in uns! Wir fallen oft in Werken, oft in Gedanken; diese zerstören uns solche Freude. Darum, o lieber Herr! bleib unser gnädiger, freundlicher Gott, unangesehen, ob wir sündigen, oder versäumlich und undankbar seyen; also daß du uns lustig und süße seyest, das ist, daß wir in Freuden und Frieden des heiligen Geistes erhalten werden.

Ps. 126, 3. 4. Herr, du hast mich aus dem Gefängniß losgemacht, mache mich weiter los; du hast mir meine Sünde vergeben: vergieb sie mir noch weiter; du hast den Teufel erwürget: erwürge ihn weiter; du hast das Gesetz aufgehoben: hebe es weiter auf! – Herr! wende unser Gefängniß, das ist, erlöse uns, die wir angefangen haben, eine neue Kreatur zu seyn, daß, eben wie die Erlösung durch Christum ganz und vollkömmlich geschehen ist, wir sie auch ganz und vollkömmlich fassen und in uns befinden mögen.

Lieber Gott! laß uns bey deinem Worte bleiben. Barmherzigkeit, Wohlthat, das bleibe bey mir mein Leben lang, darum bitte ich dich. Stärke uns das, so du an uns gewirket hast; höre nicht auf, und laß es nicht bleiben bey den vergangenen Wohlthaten, sondern vermehre dieselben mit den zukünftigen. Laß nicht ab, so lange ich hier auf Erden bin.

Herr Gott, himmlischer Vater! Ich halte mich für dein liebes Kind, und dich für meinen lieben Vater. Nicht daher, daß ichs verdient, sondern darum, daß mein lieber Herr, dein eingeborner Sohn Jesus Christus will mein Bruder seyn, und von ihm selber solches mir verkündiget und anbeut, daß ich ihn soll für meinen Bruder halten, und er mich wiederum hält. Solch dein Kind wollest du mich seyn und bleiben lassen ewiglich. Amen.

Martin Luther – Gebet vor seinem Tod

Herr Gott, himmlischer Vater! Ich rufe dich an im Namen deines lieben Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi, den ich durch deine Gnade bekennet und geprediget habe, du wollest mich nach deiner Zusage zu deines Namens Ehre gnädiglich auch in diesem erhören, nachdem du mir nach deiner großen Barmherzigkeit, nach deinem gnädigen Willen, geoffenbaret hast den großen Abfall, Blindheit und Finsterniß des Papstes, vor deinem heiligen Tage, welcher nicht ferne, sondern vor der Thüre ist, so auf das Licht des Evangelii erfolgen soll, und jetzo in aller Welt angehet, du wollest doch die Kirche meines lieben Vaterlandes bis zum Ende, ohne Abfall, in reiner Wahrheit und Beständigkeit, rechter Erkenntniß deines Worts gnädiglich erhalten, auf daß die ganze Welt überzeugt werde, daß du mich darum gesandt hast. Ach lieber Herr Gott, Amen, Amen.

O mein himmlischer Vater, ein Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn, Jesum Christum, offenbaret hast, an den ich glaube, den ich geprediget, und bekannt habe, den ich geliebt und gelobet habe, welchen der leidige Pabst und alle Gottlosen schänden, verfolgen und lästern; ich bitte dich, mein Herr Jesu Christ!, laß dir mein Seelchen befohlen seyn. O mein himmlischer Vater, ob ich schon diesen Leib lassen, und aus diesem Leben hinweggerissen werden muß; so weiß ich doch gewiß, daß ich bei dir ewig bleibe, und aus deinen Händen mich Niemand reißen kann. – Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Wir haben, einen Gott, der da hilft, und einen Herrn Herrn, der vom Tod errettet. – Ich fahre dahin; meinen Geist werde ich aufgeben: Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du getreuer Gott! Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du getreuer Gott! Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du getreuer Gott!

Martin Luther – Ergebung

Lieber Vater, wiewohl ich nicht weiß, wo ich hinfahren soll oder wo die Herberge ist, doch weil ich’s versucht habe, was der Glaube ist, so will ich wieder an dem Wort hangen. Du hast mir fortgeholfen, da ich’s auch nicht sehen oder begreifen konnte, so wirst du auch jetzt helfen. Amen.

Martin Luther – Gebet in Anfechtung

Herzliebster Herr Jesu, was für ein großer Stein schwerer Anfechtung und Gedanken liegt auf meinem Herzen! Ach, meine Seele ist mit Traurigkeit beladen und bedeckt, daß der Trost deines süßen Evangeliums nicht hineinfließen kann. Erbarme dich mein! Lege deine starke Hand an und hebe den großen Angst- und Trauerstein von meinem Herzen. Nimm weg meine Anfechtung und große Schwermut, daß ich Luft kriege und dein heilsames, herzerquickendes Lebenswasser mein mattes, ohnmächtiges Herz kühle und erfrische, daß mein Geist wieder lebendig werde und mein Seele und Leib in dir, o lebendiger Gott, sich zeitlich und ewig freuen möge. Amen.

Martin Luther – Ergebung

Lieber Gott, in deiner Hand steht meine Seele, du hast sie erhalten in meinem Leben, und ich habe noch nie erkannt, wo du sie hingesetzt hast; darum will ich auch nicht wissen, wo du sie jetzund hintun wirst. Das allein weiß ich wohl: siie steht in deiner Hand, du wirst ihr wohl helfen. Amen.

Martin Luther – Gebet um Glauben

Gib mir, Herr, nicht Gold und Silber, sondern einen starken, festen Glauben. Ich suche nicht Lust oder Freude der Welt, sondern Trost und Erquickung durch dein heiliges Wort. Nichts begehre ich, das die Welt groß achtet, denn ich bin dessen vor dir nicht um ein Haar breit gebessert; sondern deinen heiligen Geist gib mir, der mein Herz erleuchte, mich in meiner Angst und Not stärke und tröste, im rechten Glauben und Vertrauen auf deine Gnade erhalte mich bis an mein Ende. Amen.

Martin Luther – Abendgebet

Wir danken dir, Gott, unser himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, dass du uns diesen tag gnädig behütet hast, und bitten dich, du wollest uns vergeben alle unsere Sünden, wo wir Unrecht getan haben, und uns diese Nacht auch so gnädig behüten; denn wir befehlen unseren Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit uns, daß der böse Feind keine Macht an uns finde. Amen.

Martin Luther – Ein ander Gebet.

Herr, ich will dich täglich loben,
Und deinen Namen rühmen immer und ewiglich.

Allmächtiger Gott, der du bist ein Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohn welches Gnad Niemands ichts vermag, noch etwas für dir gilt, lasse deine Barmherzigkeit uns reichlich widerfahren, auf daß wir durch dein heiligs Eingeben denken, was recht ist, und durch deine Wirkung auch dasselbige vollbringen, umb Jesus Christus, deines Sohns, unsers Herrn willen, Amen.