Johann Friedrich Stark – Gebet für die Eltern

Ach du gnädiger und barmherziger Gott! ich lobe dich von Grund meines Herzens, daß du mich von frommen und christlichen Eltern hast lassen geboren werden, das ist die erste Wohlthat, die du mir erwiesen. War meiner Eltern erste Sorge nach meiner leiblichen Geburt, daß ich, o mein himmlischer Vater! durch die heilige Taufe in deine Arme gelegt wurde, darin du mir den heiligen Geist zum Pfand meiner Kindschaft und himmlischen Erbes gegeben, so laß diesen guten Geist mich immerdar leiten und führen, daß ich meine Pflichten gegen dich und meine Eltern wohl möge in Acht nehmen. Ich liege mit meinem Gebet vor deinem allerheiligsten Angesicht, und bitte dich, ach! laß meine Eltern gesund, bewahre sie vor Unglück, segne ihre Nahrung, ihre Arbeit und Beruf, gieb ihnen langes Leben, vergilt ihnen die mir erwiesene Treue, die ich nicht erzählen und nimmermehr vergelten kann, mit geistlichen und himmlischen Gaben. Gieb mir, o himmlischer Vater! ein gehorsames Herz, daß ich meine Eltern nicht beleidige, oder mit Wissen und Willen betrübe. Gieb, daß ich mir immer vor Augen stelle das Exempel meines Jesu, der dir, seinem himmlischen Vater, nicht allein gehorsam war, sondern auch seinem Pfleg-Vater Joseph und seiner Mutter Maria, damit ich mit einem kindlichen Gehorsam meinen Eltern zu aller Zeit und auch in ihrem Alter lauter Freude und Vergnügen mache. Bewahre mich, daß ich nicht durch meinen Ungehorsam und Widerspenstigkeit den Fluch und Unsegen auch mich bringe, der den bösen Kindern gedroht ist, sondern daß es mir möge hie zeitlich und dort ewig wohl gehen. Gieb mir ein ehrerbietig Herz gegen sie, daß ich in Demuth ihnen begegne, mit Freundlichkeit ihren Befehl anhöre, und auch ohne Widerspruch ihre Züchtigung ertrage. Behüte mich, daß ich nicht den unartigen bösen Kindern gleich werde, welche ihre Eltern verhöhnen, verachten, und ihnen lauter Herzeleid und Verdruß machen, welche aber auch den Fluch anziehen werden, wie ihr Hemd, und alles Segens, den du frommen Kindern verheißen hast, werden beraubt bleiben. Gieb mir deine Gnade, daß ich mich an meinen Eltern nicht versündige, sondern fleißig erwäge, wie sauer ich meiner Mutter geworden, und mit was für Mühe ich erzogen bin, damit ich mit dankbarem Herzen und Gemüth solches Zeit meines Lebens erkennen, und meine Eltern an mir keine Schande, sondern lauter Freude erleben mögen. Habe ich in meinen Unverstands-Jahren meinen Eltern etwas zuwider gethan, das bitte ich dir, o Gott! und meinen Eltern in Demuth ab, und verspreche, daß ich durch deine Gnade trachten will, sie mit meinem Gehorsam und christlicher Aufführung zu erfreuen. Verleihe mir deinen heiligen Geist, daß ich im Glauben und Frömmigkeit, in Keuschheit und Gottesfurcht, wie es einem Kinde Gottes gebührt, möge wandeln, damit ich mit meinen Eltern am jüngsten Tage zu deiner Rechten stehen und mit ihnen zu deiner Herrlichkeit eingehen möge. Du sollst ehren und gehorsam seyn dem Vater und der Mutter dein, und wo dein‘ Hand ihnen dienen kann, so wirst du langes Leben hann, Amen.

Johann Friedrich Stark – Bei aufziehendem Unwetter

O du starker und allmächtiger Gott! ich höre deine Stimme in den Wolken; wie deine Blitze leuchten, und wie dein Donner brüllt. Stark ist dein Arm und groß deine Gewalt, und wann du wolltest, so könntest du mich alle Menschen in einem Augenblick sammt allen Kreaturen zu Boden schlagen. Aber ach Herr, Herr! gedenke nicht der Sünden meiner Jugend, noch meiner Übertretung, gedenke aber mein nach deiner Barmherzigkeit um deiner Güte willen. Ach! strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm. Ich erkenne mit wahrer Demuth meines Herzens, daß ich wohl verdienet hätte, daß du mich in deinem gerechten Zorn verdürbest und zerschmettertest. Aber ach, du langmüthiger Gott! verschone meiner bei diesem Ungewitter. Gott! sey mir gnädig nach deiner Güte, und tilge alle meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit; ach! es ist mir herzlich leid, daß ich dich bisher so oft beleidigt, und mit Gedanken, Worten und Werken erzürnt habe; ach! ich bitte um Gnade und Vergebung aller meiner Sünden und Übertretungen. Siehe doch an, o himmlischer Vater! daß ich dein Geschöpf und auch dein Kind bin; wo sollen aber Kinder in ihren Nöthen und Ängsten hin, als zu ihrem Vater? Darum komme ich zu dir, o mein Vater! und bitte dich, sey deinem Kinde gnädig, schütze mich, bewahre mich, stelle deiner Engel Wacht um mich her, daß mich kein Unglück rühre, und kein Strahl verletze. Ach, Herr Jesu, du Sohn Gottes, mein einziger Mittler, Fürbitter und Heiland! sey nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; ach! eile zu mir, sey mir ein starker Schutz, verlaß mich nicht, und thue nicht von mir die Hand ab. Gott, mein Heil! siehe, ich stehe von allen Kreaturen und Menschen verlassen, aber ach! verlaß du mich nicht, erbarme dich mein, und errette mich. Ich halte mich an dich, o Jesu! ich schreie mit den Jüngern: Herr! hilf uns, wir verderben. O du werther heiliger Geist! erwecke mein Herz zum Gebet und Andacht, damit ich durch dieses Ungewitter möge erweckt und fromm gemacht werden. Hilf, daß ich acht gebe, wenn du durch dein heiliges Wort an mein Herz schlägst, daß ich Buße thun, mich bekehren, und von Sünden ablassen soll, damit ich alsdann willig höre, der Welt mich nicht in ihren sündlichen Reden, Sitten und Gewohnheiten gleich stelle. O du heilige Dreieinigkeit! erbarme dich über mich und über alle fromme Christen, bedecke mit deiner allmächtigen Hand mein Leib und Leben, Haus und Hof, bewahre die Früchte auf dem Felde, laß den Blitz nicht mein Haus anzünden, oder mich verletzen, sey du mein Beistand in der Noth, denn Menschen-Hülfe ist kein Nütze. Ach du mächtiger Schutz-Herr deiner Kinder! schaue auf mich, und laß mich unter deinem Schutz und Schirm sicher wohnen. Ach Herr! wer ist dir gleich? der du so majestätisch, allmächtig und erschrecklich, aber auch so barmherzig und gnädig bist, der du uns weckest und deckest, ach! verschone meiner, und laß mich auch diesesmal Gnade und Errettung finden. Herr Gott Vater im Himmel, erbarme dich über uns! Herr Gott Sohn, der Welt Heiland, erbarme dich über uns! Herr Gott heiliger Geist, erbarme dich über uns! sey uns gnädig, verschone uns, lieber Herre Gott! sey uns gnädig, hilf uns, lieber Herre Gott! vor Feuer- und Wassernoth, behüt uns, lieber Herre Gott! vor einem bösen schnellen Tod, behüt uns, lieber Herre Gott! schlag nicht bei uns ein, frommer Gott, sieh an des Herren Jesu Tod. Du heilige Dreieinigkeit! nimm Leib und Seel in deine Hut, bewahr auch Häuser, Haab und Gut. Verschon uns, lieber Herre Gott! und wende von uns diese Noth, so wollen wir zu aller Zeit, stets rühmen deine Gütigkeit, Amen.

Johann Friedrich Stark – Nach einem Unwetter

Gelobt sey Gott, daß er die Gefahr so glücklich abgewendet hat! Mir war bange, da ich deine mächtige Stimme, du Herr aller Herren, in den Lüften hörte. Groß war die Gefahr, in der ich mit den Meinigen schwebte; aber du, Herr! hast mein kindliches Gebet erhört, und die Gefahr abgewendet, und Haus und Hof und die prangenden Feldfrüchte mit allmächtiger Hand beschirmt. Deine Güte ist es, daß wir unter dem Schatten deiner Flügel trauen, und nun wieder sicher wohnen können. Das erkennet meine Seele wohl. Gerührt komme ich daher vor dich, und sage dir Lob, Preis und Dank, daß du auch jetzt Großes an mir gethan hast. Ich will deine Güte nie vergessen, und in allen Nöthen, die mich noch treffen könnten, daran denken, daß wir an dir einen Gott haben, der da hilft. Dein Gewitter, gütiger Gott, ist bei uns glücklich vorüber gegangen, und hat lauter Spuren deines Segens zurück gelassen, anstatt der befürchteten Gefahr. Vielleicht hat es anderswo Schaden gethan. Ach! dann erbarme dich der Beschädigten in Gnaden. Erwecke Alle, die du beschützt hast, zum Mitleiden und zur Hülfe. Denn das ist der rechte Dank für deine geleistete Hülfe, wenn wir Nothleidenden beistehen. Laß mich als einen treuen Haushalter mit meinen Gütern umgehen. Nimm auch in Zukunft all das Meinige in deinen gnädigen Schutz. Schenke uns ferner gesunde und fruchtbare Witterung, und bewahre uns vor jedwedem Unglück. Führe uns auf ebener Bahn, und laß am großen Tage des Gerichts uns zum ewigen leben eingehen. Ach! laß mich ja nicht aus der Acht, wenn uns dein jüngster Tag erscheinet, der Tag, da vor Gericht gebracht auch das, so man hier nicht gemeinet; laß mich zu deiner Rechten stehen, und zu des Lammes Hochzeit gehen; mein Jesu! dann hab‘ Acht auf mich, so will ich ewig preisen dich, Amen.

Johann Friedrich Stark – Reisegebet

Gnädiger und barmherziger Gott! ich habe mir vorgenommen, auf eine Zeit mich von den meinigen und von meinem Hause zu entfernen; darum komme ich zu dir, und bitte dich, ach! segne meinen Ausgang und Eingang; in deinem Namen will ich diese Reise antreten, unter deinem Geleite laß mich dieselbe verrichten und unter deinem Schutz wollest du mich wieder nach Hause bringen. Laß mich der Engel Heer und Schutz umgeben, wie den Jakob, laß deinen Engel in aller Gefahr bei mir stehen, wie bei Paulo, daß deiner Engel Schaar mit mir aus- und heimreisen, wie mit Joseph und Maria, und dem Kindlein Jesu, damit ich von allem Unglück befreit bleibe. Ach du Hüter Israel! der du weder schläfst noch schlummerst, sey bei Tag und Nacht eine feurige Mauer um mich her, wie um Elisa, damit sich kein Unglück und Verderben zu mir nahe. Begleite mich früh und spät, in Wäldern und Feldern, mit deiner heiligen Engel Wacht, wie du die Kinder Israels mit einer Wolken-Säule durch die Wüste geleitet hast. Gieb, daß mir alle Tage, ja alle Stunden in meine Ohren erschallen die Worte, die du Abraham mit auf die Reise gabest, als er von Haus reisen sollte: wandle vor mir und sey fromm. Bewahre mich, daß ich in meiner Abwesenheit von Haus mich nicht lasse des Bösen gelüsten, behüte mich vor Völlerei, Ueppigkeit, Frechheit, Bosheit, Gleichstellung der Welt, ausübung der Sünden und Schanden. Hilf, daß ich mit unbeflecktem Gewissen wieder nach Hause kehren möge. Wende meine Augen ab, wenn sie etwas Böses sehen, wende mein Herz ab, wenn in demselben böse Lüste entstehen, und bewahre mich, daß ich weder meinen Leib noch meine Seele auf dieser Reise beflecken möge. Ich befehle dir all das Meine, das ich zu Hause hinterlasse, bewahre dasselbe vor Dieben, vor Feuer- und Wassersnoth, und laß mich alles unversehrt wieder antreffen. Ich befehle dir auch die Meinigen, welche ich hinterlasse; ach, mein Gott! ich gehe von ihnen weg, aber bleibe du bei ihnen, wende alle Gefahr, Schaden, Unglück und Krankheit in Gnaden von ihnen ab. Sey ihr Schutzherr, erhalte sie, begleite sie, bewahre sie, und laß vor meine Ohren nicht kommen eine traurige Botschaft. Ach Herr Jesu! der du unter der Gestalt eines Wandersmanns mit den zweien Jüngern gereist bist, sey auch bei mir auf meiner Reise, erfülle mein Herz mit guten Gedanken. Gieb mir fromme Gefährten, daß wir auf der Reise mit schandbaren Worten und sündlichen Reden uns an dir nicht versündigen, sondern an dich denken, und in deiner allerheiligsten Gegenwart unser Gespräch von deiner Güte, von deinen Wundern, von deiner Treue und Wahrheit halten mögen. Ach mein Gott! in deinem Namen habe ich diese Reise angetreten, in deinem Namen laß mich sie auch glücklich vollenden, so will ich dich mit den Meinigen dafür herzlich loben und preisen unser Lebenlang. Sende deinen Engel vor mir her, den Weg für mich zu bereiten, befiehl, daß er dem Satan wehr und allen bösen Leuten. Nimm mich, o Herr! in deinen Schutz, daß ihre List, Gewalt und Trutz, mir nimmer könne schaden. Bleibe auch stets bei den meinen, die mich wünschen bald zu sehen, laß auf sie als auf die Deinen, deine Gnadenaugen sehen; führe sie doch allermeist, großer Gott! durch deinen Geist, daß sie nimmermehr gerathen in Gefahr und Missethaten, Amen.

Johann Friedrich Stark – Bewahrung

Herr mein Gott! wie groß ist deine Güte und Liebe, die du an uns beweisest. Du giebst uns Leben und Gesundheit, und läsest es uns wohlergehen nach deiner Barmherzigkeit. Ach mein Gott! dieses alles sind deine Geschenke und Gaben, aber sie werden uns wie ein bitterer Wermuth werden, wenn in dem gesunden Leib, und bei allen Gaben und Gütern nicht ein rein und unverletzt Gewissen ist. Darum, o mein Gott! erbarme dich über mich und erhalte mich in deiner Furcht, daß ich mein Gewissen nicht verletze. Das Gewissen ist wie das Auge, wenn in dasselbe nur das geringste Stäublein kommt, so ist es unruhig, es thränet, es wird roth, und man kann es nicht recht aufthun; so geht’s auch mit dem Gewissen; hat man wider dasselbe etwas vollbracht, so wird es unruhig, es verklagt, verdammt, und wenn er recht aufwacht, so getrauet man sich nicht, seine Augen gen Himmel aufzuheben. Ach mein Gott! ich möchte gern eine unverletzte Seele und ein rein Gewissen vor dein heiliges Angesicht bringen, o darum regiere mich durch deinen heiligen Geist, daß ich mit meinem Gewissen wie mit meinen Augen umgehen möge. Ach! wie ist ein gut Gewissen so ein edles Kleinod und sanftes Gewissen losspricht? Denn so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum. Wer kann mich betrüben, wenn mich mein Gewissen erfreuet, wer kann mich ängsten und kränken, wenn mich mein Gewissen tröstet und aufrichtet? O mein Gott! laß mich diesen Schatz wohl bewahren. Hilf mir, daß ich niemals etwas reden möge, welches mir eine Gewissensangst verursachen könnte; hilf mir, daß ich nie in eine Sünde einwillige, dadurch ich eine schwere Last auf meine Seele lege, die mich entweder in meinem ganzen Leben oder auf dem Todtbette drücken, oder mir deinen Zorn und Strafe erwecken könne, ach! bewahre mich vor Gewissensangst, und damit ich solche nicht empfinden müsse, so verleihe mir Gnade, daß ich mich aller Orten christlich und behutsam aufführe. Gieb, daß ich mir allezeit vorstelle deine allerheiligste Gegenwart, und vor dir Böses zu thun mich scheue, und bedenke, du seyest ein Herzenskündiger, vor welchem nichts verborgen ist. Gieb, daß ich meinem Heilande und dessen heiligen Fußstapfen folge. Gieb, daß ich durch Verläugnung meines Glaubens mein Gewissen nicht verwunde. Ach Herr Jesu! reinige mein Gewissen mit deinem heiligen Blut, verzeihe mir alle meine Sünden, und schenke die stille und wahre Herzens- und Gewissensruhe. Ach! dein heiliger Geist führe mich allezeit auf ebener Bahn, so wird mein Gewissen unverletzt, und deine Wohnung in meinem Herzen ungestört bleiben. O Gott, du frommer Gott! du Brunnquell aller Gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben, gesunden Leib gieb mir, und daß in solchem Leib, ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib.

Johann Friedrich Stark – Dank für die Gesundheit

O du gnädiger und barmherziger Gott! wie groß ist deine Liebe und Güte, die du an mir erweisest, indem du mich nicht allein in deinem Schutz und Gnade erhältst, sondern auch ein Jahr nach dem andern in guter Gesundheit vollenden und wieder anfangen lässest. Nun mein Gott! ich erkenne, daß dieses ist eine der guten Gaben, welche von dir, o Vater des Lichts! von oben herab kommen. Herr, Herr! wer bin ich, daß du mir solche Barmherzigkeit widerfahren lässest? Sehe ich doch täglich vor meinen Augen Menschen, die kränklich, elend und schwach sind. Höre ich doch viele klagen, daß sie in großen Schmerzen und langwieriger Krankheit auf dem Krankenbette ihr Leben hinbringen müssen, welche vielleicht viel gottesfürchtiger und frömmer sind, als ich, und viel andächtiger beten, als ich, mir aber giebst du gute Gesundheit, Kraft und Stärke. Ach Herr! ich bin allzu gering deiner Barmherzigkeit, die du bisher an mir gethan hast, und noch thust. Bewahre mich, o lieber Gott! daß ich diese edle Gabe der Gesundheit nicht mißbrauche zur Ueppigkeit, Wollust, Hoffart und Frechheit, sondern gieb mir wohl zu erkennen, daß du mich dadurch willst aufmuntern zur Dankbarkeit und Frömmigkeit. Hilf, daß ich Zeit meines Lebens meine Gesundheit anwende zu deinem Lob und Ehren, zu Nutz meines Nächsten und Vollbringung der Geschäfte meines Berufs. Erhalte mir nach deinem heiligen Rath und Willen meine Gesundheit und geraden Glieder, damit ich ungehindert und eifrig dein Haus besuchen, und in deinem Tempel Lob- und Dank-Lieder anstimmen könne. O mein Gott! gieb mir auch Kraft und Stärke, an dem inwendigen Menschen zuzunehmen, daß ich gesund sey im Glauben, brünstig im Geist, geduldig in Trübsal, andächtig im Gebet, aufrichtig in der Liebe gegen dich und den Nächsten, christlich im Leben, fröhlich in der Hoffnung, und getrost im Tode. Ach! heilige mich, segne mich, und dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. O Gott! du frommer Gott! du Brunnquell aller Gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben, gesunden Leib gieb mir, und daß in solchem Leib, ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib, Amen.

Stark, Johann Friedrich – Morgen-Gebet am Montag

Laß mich frühe hören deine Gnade, denn ich hoffe auf dich. Thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll, denn mich verlanget nach dir. Heiliger, gütiger und allein weiser Gott! der du den Himmel erschaffen, und die Erde gegründet und verordnet hast, daß Tag und Nacht abwechseln, und auf das Licht die Finsterniß, und auf die Arbeit die Ruhe folgen soll, damit sich Menschen und Vieh erquicken mögen. ich lobe und preise dich für deine Weisheit und Vatertreue in dieser Morgenstunde, daß du mein Gebet so gnädiglich erhöret, und mich die vergangene Nacht vor Krankheit und anderm Uebel behütet, und das Meinige mit deinem Schutz umgeben hast. Herr! groß sind deine Werke, die du an den Menschen thust, deine Güte reichet, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen; ich schließ und du wachtest, ich war im Schlaf den Todten gleich, aber du hast mich der Sonne Licht wieder sehen lassen. Ach mein Gott! sey auch heute mein Helfer und Erretter, mein Beistand und Tröster, meine Zuflucht und Erbarmer, laß deine Augen über mich offen seyn, daß ich unter deinem Geleit unverletzt in meinem Beruf ein- und ausgehen, und den Abend nach deinem Willen wiederum unbeschädigt erreichen möge. Mein Gott! laß deinen Segen mit und bei mir seyn, in allem, was ich in deinem Namen anfange, dazu gieb selber Rath und That, und laß mich niemals wollen, was du nicht willst. Laß mit dem aufgegangenen Sonnen-Licht auch das Licht des heiligen Geistes in mir aufgehen, daß ich den Tag in deiner Furcht, Liebe und Gehorsam hinbringe. Schaff in mir, o Gott! ein reines Herz, und gieb mir einen neuen gewissen Geist, verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir, laß ihn mich leiten, lehren, führen, daß ich heute nichtwissentlich wider dich sündige, und wenn man mich zu sündigen verleiten will, so laß ihn mich erinnern und durch seine innerliche Bestrafungen davon abhalten. Ich lege meine Kleider an, Herr Jesu! kleide mich mit dem Rock deiner Gerechtigkeit. Ich wasche meine Hände, Herr Jesu! wasche mich mit deinem heiligen Blut von allen meinen Sünden. Bewahre mich, daß ich niemals wandle im Rath der Gottlosen, noch sitze, da die Spötter sitzen, welcher Freundschaft deine Feindschaft ist; und so ich will der Welt Freund seyn, und mit ihnen ihre sündliche und alte Gewohnheit treiben, so wirst du mein Feind werden. Ach, mein Gott! drücke in mein Herz die Worte: wandle vor mir, und sey fromm. O! wie viele fangen eine Woche an, aber vollenden sie nicht, und sind am Ende derselben krank oder schon begraben. Darum laß mich allezeit nachjagen der Heiligung, ohne welche Niemand dich schauen wird. Laß mich gottseliger Worte, unsträflichen Wandels und heiliger Gedanken befleißigen, damit ich allezeit im Stande der Gnade erfunden werde. Die Gnade des Vaters erhalte mich, die Liebe des Sohns heilige mich, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes mache mich fruchtbar zu allen guten Werken. Mit Segen mich beschütte, mein Herz sey deine Hütte, dein Wort sey meine Speise, bis ich gen Himmel reise.

Karl Friedrich Adolf Steinkopf – Ostern

Nimm unsern vereinigten Dank an, durch Leiden des Todes vollendeter Erlöser! daß du aus unendlicher Huld und Erbarmung für die gefallene Menschheit ihr zum Heil Mensch wardst, daß dein ganzes Erdenleben ein Pilgerwandel voll Mühe und Arbeit, und mit den mannigfaltigsten Aufopferungen und Lasten bezeichnet war; daß du bis zu den tiefsten Stufen der Erniedrigung dich herabließest und deinem Vater gehorsam wurdest bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze. Preis und Ehre sei deinem herrlichen Namen, daß dein erblaßter Leichnam bis zum dritten Tage in stiller Gruft schlummerte, und daß du die Gräber aller deiner wahren Gläubigen durch deine Ruhe im Schooße der Erde zur sanften Ruhestätte heiligtest; daß du aber als der Heilige Gottes die Verwesung nicht sehen konntest, dem Tod und Grab entrissen, triumphirend auferstandest. Gib, daß wir Dich, der um unserer Sünden willen dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt ist, als den großen Ueberwinder des Todes, des Satans und der Hölle im wahren lebendigen Glauben umfassen, deine Lehre mit dem vollkommensten Vertrauen als rein göttlich aufnehmen, an keiner deiner Verheißungen Zweifeln, und deines versöhnenden Todes im Leben, Leiden und Sterben uns freudig getrösten.

Verleih uns aber auch Gnade, daß wir, erfüllt mit dem Drange einer dankbaren Gegenliebe, der Sünde muthig absterben und in einem neuen Leben des Geistes und der Gerechtigkeit wandeln. Dann wird der Tod uns nicht König des Schreckens, sondern Bote des Friedens und Engel des Trostes sein; dann wird selbst dem grauenvollen Dunkel des Grabes ein erheiterndes Licht entstrahlen; dann werden wir dem großen Auferstehungsmorgen getrost und hoffnungsvoll entgegengehen, und in die Triumphworte des Apostels einstimmen: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Grab und Hölle, wo ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum Amen!

Heinrich von Suso – Morgengebet

O mein gnädiger Herr, ich bin mit herzlichem Geiste zu Dir erwacht und bitte Dich, daß Deine treue Gegenwart von mir alles Nebel an Leib und Seele vertreiben, und daß sie die trüben Winkel meines Herzens mit Deiner Gnade erfüllen und mit Deiner göttlichen Liebe entzünden möge. Ach, allerliebster Jesu Christe, kehre Dein Antlitz freundlich her zu mir, so kehrt sich auch meine Seele an diesem Morgen mit allen ihren Kräften hin zu Dir. Lieber Herr und himmlischer Vater, ich bitte Dich durch Deinen eingebornen Sohn, daß Du der heiligen Christenheit in allen Leiden und aller Widerwärtigkeit zu Hülfe kommen und ihr vollen Frieden geben mögest. Amen!

Heinrich von Suso – Umkehr zu Gott

O Herr, da ich nicht war, gabest Du mir Wesen, da ich mich von Dir geschieden hatte, da wolltest Du nicht von mir scheiden, da ich Dir entrinnen wollte, da hieltest Du mich so süßiglich gefangen. O ewige Weisheit, möchte Dich mein Herz umfassen und mit steter Liebe und ganzem Lobe alle meine Tage mit Dir verleben; das wäre meines Herzens Begierde. Denn wahrlich, der Mensch ist selig, dem Du so liebevoll zuvorkommst, daß Du ihn nirgend recht ruhen lässest, bis daß er seine Ruhe in Dir allein suche. Ach, da ich nun an Dir gefunden habe, den meine Seele liebt, so verschmähe nicht Deine arme Kreatur. Siehe an, wie mein Herz verstummt ist gegen alle Welt in Lieb und Leid, soll es auch gegen Dich immer stumm sein? Vergönne, lieber Herr, meiner elenden Seele, ein Wort zu Dir zu sprechen; denn sie hat in dieser weiten Welt Niemand, an dem sie sich erquicken könnte, als Dich, auserwählter Herr, Vater und Bruder.